2024 03 29 - Tag 7 - Adío Kreta

Heute war der letzte Tag auf Kreta, morgen Früh geht es zum Flughafen und retour nach Wien. Begonnen haben wir den Tag mit einer Besichtigung des Klosters Arkadi.

Das Kloster wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründet. Im Jahr 1866 fand hier das Drama von Arkadi statt. Damals waren an die 1.500 Kreter im Arkadi-Kloster versammelt, die sich gegen die seit 1669 bestehende osmanische Herrschaft auflehnen wollten. Am 8. November 1866 stürmten die Türken das Arkadi-Kloster und es kam zu erbitterten Kämpfen und schweren Verlusten auf beiden Seiten. Am nächsten Tag verschanzten sich die letzten überlebenden Kreter, mit ihnen Frauen und Kinder, im Weinkeller des Klosters, der damals als Munitionslager diente. Ohne Aussicht auf Rettung zündete der Mönch Konstantinos Giaboudakis mit einem Schuss auf ein Pulverfass den gesamten Sprengstoff, der im Kloster vorhanden war. Die gewaltige Explosion soll 1.000 Menschen in den Tod gerissen haben. Ich persönlich kann nicht verstehen das dieser Massenselbstmord als Heldentod gilt. 

Nach dieser grausamen Geschichte kehren wir jetzt weiter in die Vergangenheit zurück. Wir besuchten das Eultherna Museum . Ich muss sagen, die Kreter verstehen es Museen interessant zu gestalten. Das Museum entstand bei der Ausgrabungsstätte der gleichnamigen antiken Stadt. Und vieles das Homer in der Ilias beschrieben hat konnte hier archäologisch nachgewiesen werden.

Unter anderem wird diese Geschichte in einem Video erzählt - der Herr unten im Bild spielte da übrigens auch mit (er war der König Etearch):

Eine griechische Kolonie, Kyrene, in Libyen geht auf eine Kretische Prinzessin zurück. Der König Etearch in Axus auf Kreta hatte eine Tochter, Phronime. Ihre Stiefmutter konnte die arme Prinzessin nicht leiden (Achtung Spoiler: Es könnte sich um einen antiken Vorläufer von Schneewittchen handeln) Sie beschuldigte die arme Phronime der Unkeuschheit, woraufhin der Vater (warum wird nie der Tochter vertraut) einem Kaufmann, Themison, aus Thera den Auftrag erteilte sie im Meer zu versenken. Dieser hatte aber Mitleid mit der schönen Prinzessin, er band sie zwar an ein Seil mit einem Stein und schubste sie ins Meer – aber er zog sie dann doch zurück ins Boot. Er brachte sie in seine Heimat Thera wo sie eine Nebenfrau eines angesehenen Theräers, Polynmestus wurde. Mit ihm hatte sie einen Sohn, Battus. Der zog, da auf Thera eine Dürre und Hungersnot herrschte, nach dem Ratschlag des Delphi Orakels mit einem Teil der Bevölkerung nach Libyen und gründete dort eine Kolonie.

Getroffen haben wir ihn in Margarítes, dort hat er seine Töpferwerkstatt “Keramion”. Es war sehr interessant alles über diese alte Kunst zu erfahren - ich hätte Lust es selbst einmal zu versuchen. 

Das ganze Dorf lebt vom Töpferhandwerk, es ist ein entzückendes Dorf mit vielen kleinen charmanten Ecken. 

Am Nachmittag sind wir dann zurück nach Réthimnon gefahren und haben die Stadt erkundet. Ähnlich wie in Chaniá finden sich hier noch viele Zeugnisse der osmanischen Herrschaft. Sei es ein Minarett oder die vergitterten Holzerker die so typisch für die osmanische Architektur sind.

Aber auch die Venezianischen Spuren sind in der Altstadt überall zu sehen. Portale oder der Rimondi-Brunnen (unten in der Mitte zu sehen) der 1629 vom gleichnamigen Stadthalter errichtet wurde.

Hier haben wir auch alles über die Herstellung von Fillo - dem hauchdünnen Blätterteig erfahren. Also ich könnte das nicht - mein Teig wäre sofort voller Löcher.

Die Moschee Tis Nerantzes war ursprünglich eine venezianische Kirche, 1657 wurde sie dann zur Moschee umgewandelt. Heute dient das “Odeion” wegen der guten Akustik als Konzertsaal.

Zu guter Letzt möchte ich mich hier nochmals bei unserer Fremdenführerin Rania bedanken die uns die kretische Kultur und die Insel so fachkundig und sympathisch näher gebracht hat.

2024 03 28 - Tag 6 - Kreta - Insel der Katzen

Heute erkundeten wir den Westen Kretas. Der erste Programmpunkt war ein Fotostopp bei der Festung Koules. Die Festung wurde von den Türken nach der kretischen Revolution von 1866 gebaut, und zwar im Rahmen eines Programms zur Kontrolle von Kreta das aus einem Netz von Türmen und Festungen bestand. 

Dann ging es in das gleich daneben liegende Áptera. Diese antike Stadt wurde im 7. Jhd. v. Chr. von den dorischen Einwanderern gegründet und war eine der wichtigsten Handelsstädte Kretas. Wir haben uns dort unter anderem das Theater angesehen. Dieses wurde in hellenistischer Zeit im 3. Jahrhundert v. Chr. erbaut und in der römischen Epoche erweitert. Im Bild unten sieht man links unten einen Kreis am Boden - wenn man dort steht und spricht hat man eine wahnsinnig gute Resonanz. 

Sehr gut erhalten ist die große dreischiffige römische Zisterne. Es gibt aber auch Kloster aus dem 12. Jahrhundert mit einer kleinen noch intakten Kapelle zu sehen.

Weiter ging es nach Chaniá der zweitgrößten Stadt Kretas. Ich muss sagen ich bin begeistert. Ich mag ja den Mix aus Orient und Okzident und den gibt es hier auch. Das Herzstück der Altstadt ist sicher der venezianische Hafen mit seinem Leuchtturm.

Dort sticht einem sofort die Giali Tsamisi - die Moschee am Meer ins Auge. Sie hat kein Minarett mehr da dieses im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Man kann auch noch an den venezianischen Werften vorbeischlendern.

Die pastellfarbenen venezianischen Häuser am Wasser waren früher Lagerräume, heute reiht sich ein Lokal an das Nächste.

Die engen Gassen der Altstadt bieten unzählige Fotomotive - in einem Souvenirladen gibt es unter dem Glasboden noch die Reste der Grundmauern einer Kirche zu sehen, über die dann später eine Moschee gebaut wurde - die Gebetsnische ist noch heute im Laden zu sehen (siehe unten - oberste Reihe Mitte).

Vor unserem nächsten Besichtigungspunkt gab es noch einen Fotostopp über der Stadt. Und da wir hier schön weit oben sind kommt die nächste Sage die hier auf Kreta spielt:

Daidalus der für Minos das Labyrinth erbaute ist dem Leser des Blogs ja schon ein Begriff. Leider war Minos auf den armen Daidalus nicht gut zu sprechen, es gibt 2 Versionen warum: Entweder hat Daidalus Ariadne den Faden gegeben und ihr erklärt wie man aus dem Labyrinth herauskommt oder weil er niemanden das Genie Daidalus gönnen wollte und ihn deshalb mit seinem Sohn Ikaros auf der Insel festgehalten hat. So oder So, Daidalus wollte weg  aus Kreta. Also griff er auf seine Erfindergabe zurück: Aus Vogelfedern, die er mit Wachs verband, fertigte er Flügel für sich und seinen Sohn und flog einfach mit ihm davon. Leider hat sein Sohn Ikaros im jugendliche Überschwang nicht auf seinen Vater gehört. Er flog zu nah an die Sonne, das Wachs das die Flügel zusammengehalten hatte schmolz, und er stürzte unkontrolliert ins Meer. 

Danach waren wir bei einer wunderschönen Klosteranlage - dem Kloster Agiá Triáda. Auf dem Programm stand nicht nur der Besuch des Klosters sondern auch eine Weinverkostung bzw. eine Verkostung verschiedener Öle und Dressings die hier hergestellt werden. Ich bin ja kein Fan von Balsamico, aber der Orangen-Balsamico war extrem gut. 

Das Kloster wurde im 17. Jahrhundert im venezianischen Renaissance Stil erbaut. Im Inneren befindet sich ein wunderschöner Innenhof und die Klosterkirche. Außerdem kann man historische Geräte bewundern.

Vor dem Kloster bot sich dann auch noch dieser schöne Blick - friedlich weidende Schafe im saftigen Grün vor schneebedeckten Bergen. Wenn man mir gesagt hätte das mich das hier in Kreta erwartet, ich hätte es nicht geglaubt.

Und woher kommt nun der heutige Titel des Blogeintrages? Ich habe noch nirgends so viele Katzen gesehen wie auf Kreta. Sie sind überall, und auch meistens gut gepflegt und nicht halb verhungert. Mir ist auch aufgefallen das an einigen Stellen Katzenfutter liegt, es scheint als liebten die Kreter ihre Katzen. Die Katzen unten sind nicht mal alle die ich heute beim Kloster gesehen habe!

2024 03 27 - Tag 5 - Gegen Alles ist ein Kraut gewachsen

Heute haben wir den Tag mit der Besichtigung von Gortyn begonnen. Hier in der Nähe soll sich Zeus mit Europa verbunden haben und die Römer machten Gortyn zu ihrer Provinzhauptstadt in Kreta.

Zu erst haben wir uns die Ruinen der Basilika des Titus angesehen. Titus war ein Schüler des Apostel Paulus, die Basilika wurde im 6. Jhd. erbaut. Angeblich konnte Titus Wunder wirken - er hat wohl heidnische Tempel einstürzen lassen.

Die Stadt soll einmal 300.000 Einwohner gehabt haben, man kann sich das heute nicht mehr vorstellen. Allerdings ist ja auch nur ein kleiner Teil des Geländes ausgegraben und zur Besichtigung freigegeben.

Interessant ist die “Königin der Inschriften”, Gesetze und Vorschriften aus dem 5. Jhd. v. Chr. sind hier eingemeißelt. Es sind über 600 Zeilen, im dorisch-kretischen Dialekt geschrieben und der Text enthält auch minoische Elemente.

Danach ging es in einen weiteren minoischen Palast: Phaistos, Hier hat man den Diskos gefunden den ich gestern im Museum abgelichtet habe. Es wurden keine übertriebenen Wiederaufbauten wie in Knossos durchgeführt. Einerseits ist das natürlich gut so - andererseits braucht man mehr Phantasie um die Größe und das Aussehen der Anlage zu erahnen.

An dieser Stelle möchte ich mit der Geschichte des Minotaurus fortsetzen. Der Minotaurus wuchs schnell heran und wurde sehr blutrünstig. Um ihn unter Kontrolle zu halten musste Daidalos ein Labyrinth unter dem Palast bauen das ihm als Gefängnis diente. Jetzt trug es sich aber auch zu das der älteste Sohn des Minos, Androgenes, in Athen nach dem Gewinn aller Wettbewerbe der Panathenäen ums Leben kam. Minos sann auf Rache und eroberte die Stadt Athen mit Hilfe der Götter die eine Pest in Athen wüten ließen. Athen musste ab sofort Tribut zahlen. Alle 9 Jahre wurden 7 junge Männer und 7 junge Frauen nach Kreta geschickt. Dort wurden sie zu Minotaurus ins Labyrinth gesperrt und dort kamen sie grausam zu Tode. Als der Tribut das 3 mal fällig wurde war einer der Jünglinge Theseus, der Prinz aus Athen. Ariadne die Tochter des Minos verliebte sich sofort in ihn und ersann eine Möglichkeit ihn vor ihrem Halbbruder zu retten. Sie gab ihm ein Knäul Faden mit ins Labyrinth, er konnte so den Weg zurückfinden (ein Ende war an ihm, das andere an der Tür befestigt). Er erschlug den Minotaurus und floh mit den Anderen und der verliebten Ariadne aus der Stadt. Ihr ist es dabei nicht so gut ergangen (Theseus der Schuft setzte sie auf Naxos aus - aber das ist eine weitere Geschichte die ich dann erzähle wenn ich einmal nach Naxos komme).

Unsere Pause haben wir in Matala verbracht - dort habe ich mich geärgert das mein Schwimmzeug im Koffer war. Das Meer und der Strand waren sehr einladend. Auch hier waren Zeus und Europa, angeblich ist er hier mit ihr an Land gegangen. 

In der Jungsteinzeit wurden in das weiche, poröse Gestein der Bucht zahlreiche Wohnhöhlen gegraben, die in der Zeit der römischen Besetzung Kretas als Grabstätten genutzt wurden. In den 1960er Jahren siedelten sich in den neolithischen Wohnhöhlen Hippies aus aller Welt an und gründeten dort eine große Kommune

Der Tagesabschluss war der Besuch des botanischen Kräutergartens in Spili. Anscheinend ist wirklich gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen. Die Anlage ist 20.000 m² groß und man findet dort so ziemlich jedes Kraut und Gewürz aus aller Welt. 

2024 03 26 - Tag 4 - Die Heimat des Minotaurus

Heute stand der Tag im Zeichen der Minoischen Kultur, über diese gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Sie lebt in den Mythen weiter und wird durch die Archäologie Stück für Stück entschlüsselt. Heute haben wir den größten der bisher gefundenen Paläste, Knossos, besucht. Wie auch alles andere wurde diese Palastanlage 1700 v. Chr. durch ein großes Erdbeben zerstört und danach wieder aufgebaut. 

Der Ort war bereits im Neolithikum (also ca. 7.000 Jahre v. Chr.) besiedelt. Die Anlage erstreckt sich auf 20.000 m². Die Nachbauten die auf dem Gelände zu finden sind verdanken wir Sir Arthur John Evans, er war der Archäologe der ab 1900 den Palast ausgrub und der Kultur ihren Namen gab.

Heute würde man vielleicht ein wenig vorsichtiger mit der Rekonstruktion sein und einige seiner Erkenntnisse sind auch schon überholt. So ist der sogenannte Thronsaal wahrscheinlich nicht unbedingt ein Thronsaal nur weil ein Sessel darin gefunden wurde - wer hat schon so einen Mini-Thronsaal mit einem Schwimmbecken. Wofür der Raum genau verwendet wurde? Man weiß es nicht, aber eventuell für kultische Handlungen. Auch in heutigen Religionen kennt man ja die rituellen Waschungen. 

Ich finde die Anlage auf jeden Fall sehr spannend und werde mich mehr in diese faszinierende Kultur einlesen. Man darf sich den Palast übrigens nicht als Palast im heutigen Sinn vorstellen. Es war wohl eher das Zentrum der Verwaltung. Mit kleinen Kultstädten, aber auch Lagerräumen für Getreide, Ölprodukte und Wein. 

Nach dem Besuch des Palastes ging es weiter ins Archäologische Nationalmuseum. Hier sind die Originalfunde der Insel ausgestellt. Mein Lieblingsstück: Die Schlangengöttin die 1600 v. Chr. gefertigt und in Knossos gefunden wurde. Für mich ist es ein Wunder wie die Figur diese Zeitspanne überleben konnte. Sie personifiziert wahrscheinlich eine Muttergöttin, vielleicht Mutter Natur. Die Schlangen, die sich ja jedes Jahr Häuten stellen vielleicht den Kreislauf des Lebens dar. 

Aber auch die anderen Exponate sind wahnsinnig interessant. So zB der Diskos von Phästos. Die Schrift auf dieser Scheibe (die beiden Seiten sind unten im Bild zu sehen) konnte noch nicht entziffert werden. Die Zeichen wurden übrigens mit kleinen Siegel-Stempel in den ungebrannten Ton eingedrückt und man könnte den Text somit als den ersten “maschinell” hergestellten ansehen. 

Ich habe ja meine eigene Theorie entwickelt - es ist gar keine Schrift sondern ein Spielbrett: Man muss Würfeln und rückt dabei Felder nach Vorne, wer zuerst in der Mitte ist hat gewonnen. Was interessant ist, es ist der einzige Fund dieser Art und die Schrift Linear A gab es zeitgleich. Lesen kann man beide nicht.

Bevor wir die Minoer für heute verlassen noch der gestern versprochene Mythos: Gestern haben wir ja erfahren das Minos einer der drei Söhne des Zeus mit Europa war. Jetzt stellte sich natürlich wie so oft die Frage: Wer wird König im Land? Minos dachte sich, wenn ich die Gunst des Meeresgottes Poseidon erlange dann wird mir keiner den Thron streitig machen. Also wendet er sich an seinen Onkel und bittet um einen wunderschönen Stier den er ihm zu ehren opfern will. Poseidon fühlt sich geschmeichelt und schickt ihm einen beeindruckenden  Stier. Minos wurde dann aber gierig, er behält den Stier und opfert nur einen “normalen” Stier. Was man nicht tut: Man erzürnt die Götter nicht (warum man Poseidon gegen sich aufbringt wenn man auf einer Insel lebt ist mir sowieso ein Rätsel - er beherrscht die Meere und ist für Erdbeben zuständig. Mit Poseidon legt man sich nicht an! Fragt Odysseus) Es kommt wie es kommen muss, Poseidon schäumt vor Wut, aber er lässt es nicht direkt an Minos aus sondern bedient sich für seine Rache der Frau von Minos: Pasiphae. Er verzaubert sie, sie verliebt sich in den Stier und will unbedingt Sex mit dem gut gebauten Tier. Sie überzeugt das Universalgenie dieser Zeit, Daidalos, ihr eine hölzerne Kuh zu konstruieren in die sie hineinschlüpfen kann. Der Stier (schön aber nicht sehr intelligent) sieht die Holzkuh und bespringt diese. Daraufhin wird Pasiphae schwanger (das geht wohl auch nur weil auch sie von einem Gott abstammt - ihr Papa war Helios der Sonnengott) und bekommt einen kleinen Sohn: Asterios. Aber oh Schreck: Der Kopf ist vom Stier, der Körper vom Menschen. Peinlich für Minos - der ist ein gehörnter Ehemann und wurde mit einem Stier betrogen - die Lachnummer der Antike. Genauso sieht Rache aus. Morgen geht es dann weiter mit dem kleinen Asterios - wir kennen ihn besser als Minotaurus. 

Nach der ganzen Geschichte ging es dann zu Fuß durch Heraklion zu einem kleinen Lokal in dem wir die lokalen Gerichte probieren konnten. Es war großartig, von Salaten über Pasta und Lamm- und Hühnerfleisch war alles dabei. Ich habe wieder einmal verabsäumt ein Foto davon zu machen, typisch: Ich fotografiere immer alles: Außer Essen. 

Nach dem späten Mittagessen bin ich dann nicht direkt ins Hotel. Ich bin noch durch die Stadt gewandert und war auch in der Minas-Kathedrale. Morgen verlassen wir dann Heraklion endgültig und werden die nächsten Tage den Rest der Insel erkunden.

2024 03 25 - Tag 3 - Unter Geiern

Keine Sorge, ich bin nicht in einem Karl-May-Film gelandet (auch gedreht wurde er nicht hier), aber bei unserem ersten Besichtigungspunkt kreisten plötzlich unzählige Gänsegeier über uns. Da ich mich ja leicht von Vögeln ablenken lasse habe ich fast das Kloster vergessen in dem wir uns befanden.

Aber nur fast! Das erste Kloster dieser Reise war das kleine Kloster Agios Georgios Selinari. Der Name Selinari stammt der Legende nach daher das der Mönch Nikolaos hier während der Nacht und im Dämmerlicht des Mondes gebaut hat (wahrscheinlich war es im Tagsüber zu heiß).

Der kleine Tempel wurde im 16. Jahrhundert gebaut und besteht nur aus einem Zimmer (siehe oben und das kleine Bild unten ganz rechts). Die Klosteranlage rundherum ist im 20. Jahrhundert neu aufgebaut worden und wirklich schön. Es leben nur eine Handvoll Mönche in dem schönen Komplex.

Wenn man über die Insel fährt muss man immer mit Überraschungen rechnen, so zB auch das plötzlich eine Schafherde die Straße verstopft.

Die Schafe sind uns auf dem Weg nach Kritsá begegnet, einem Dorf das sich, wie so viele, Terrassenförmig an den Fels schmiegt. Dieser Ort ist sogar ein Drehort - für den Film “Der Mann der sterben musste” (den ich nicht gesehen habe)

Heute ist übrigens der griechische Nationalfeiertag. Man gedenkt an diesem Tag der Befreiung von der fast 400-jährigen Türkenherrschaft, die mit dem Aufstand 1821 begann. Gleichzeitig wird die „Verkündigung des Herrn“ (Evangelismos) gefeiert, d. h. der Geburt Jesu an Maria durch den Erzengel Gabriel.

Im ganzen Land gibt es Prozessionen und wir konnten auch einer beiwohnen. Erst marschierten die Kinder (von den Kindergartenkindern bis zu den Teenagern), und am Schluss noch eine kleine Gruppe in historischen Gewändern.

Danach ging es ans Meer. Eine Schifffahrt rund um die Insel Spinalónga stand auf dem Programm. Im 16. Jahrhundert errichteten die Venezianer hier eine Seefestung.

1904 wurde die Insel zur Leprakolonie, es zogen 251 Leprakranke “ein”. Am Höhepunkt der Kolonie lebten ca. 300 Menschen hier. Im Schnitt starb jeden Tag ein Kranker und ein Neuer zog ein. Bis 1957 war Spinalonga Leprastation und damit eine der letzten Leprakolonien Europas. Der letzte Einwohner, ein Priester, verließ die Insel 1962. Leider konnten wir nicht auf die Insel, wir sind für alles ein wenig zu früh dran (das liegt auch daran, dass das orthodoxe Ostern erst auf den 5. Mai fällt und wir in der Nebensaison hier sind)

Spinalonga liegt in der Bucht von Eloúnda und gibt als Ort nicht viel her - aber ich habe doch ein paar nette Details zum Fotografieren gefunden.

Unser letzter Programmpunkt war der Besuch von Ágios Nikólaos. Die Stadt war im 3. Jhd. v. Chr. eine Gründung der Dorer. Wer in Geschichte nicht aufgepasst hat (oder es nicht gelernt hat - nach den Schilderungen meiner Neffen und meiner Nichte kann ich das leider nicht ausschließen), die Dorer waren ein griechischer Volksstamm. Wer jetzt sagt: Eh klar: Griechen in Griechenland darf nicht vergessen - hier lebten die Minoer, und die waren keine Griechen.

Ein Highlight hier ist sicher der Voulisméni-See. Angeblich hat der See keinen Grund, Panzer und Lastwagen sind darin spurlos verschwunden - sehr mysteriös. Es gibt sogar eine These das der See unterirdisch mit Santorin verbunden ist.

Und da wir in Griechenland sind, und ich heute noch keine Griechische Sage zum Besten gegeben habe: Hier steht am Hafen die Statue von einem Stier auf dem eine Frau sitzt. Das ist Europa (Namensgeberin unseres Kontinents), eine phönizische Prinzessin die das Pech hatte das Zeus, der alte Lüstling, ein Auge auf sie geworfen hatte. Damit Zeus sich mit ihr vergnügen konnte ohne das seine eifersüchtige Gattin Hera etwas mitbekommt, hat er sich in einen wunderschönen Stier verwandelt. Die arglose Europa hat sich dann dazu hinreißen lassen auf den Rücken des Stiers zu steigen und der schwamm einfach mit ihr über das Meer nach Kreta. Der nicht ganz freiwilligen Verbindung mit dem obersten Gott der Griechen hat ihr dann drei Söhne gebracht: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Von Minos werde ich dann morgen berichten. 

2024 03 24 - Tag 2 - Wo Zeus geboren wurde

Heute standen ein paar sehr unterschiedliche Besichtigungspunkte auf dem Programm. Begonnen haben wir im Freilichtmuseum Lychnostatis, das von 1986 bis 1991 erbaut wurde.

Mir gefallen ja Arbeiten aus Holz ganz besonders, mein Lieblingsstück hier war dieser tote Baum der mit der Geschichte der Insel Kreta geschmückt wurde.

Die ganze Anlage ist extrem liebevoll gestaltet und die Führung war sehr interessant und umfangreich. Ich kann einen Besuch wirklich empfehlen.

Danach ging es zur ersten Ausgrabungsstätte: Zum minoischen Palast von Mália. Die Anlage stammt aus der Zeit um 1650 v. Chr. und wie die gesamte Minoische Kultur ging sie 1450 v. Chr, unter. Welche Katastrophe diese Kultur untergehen lies ist bis heute nicht geklärt. Genauso wenig kann man die Schrift, Linear A+B entziffern.

Die Anlage ist kleiner als die von Knossos die wir auch noch besichtigen werden (und auf die ich mich schon sehr freue), und obwohl nur mehr die Grundmauern erhalten sind kann man doch erahnen woher die Legenden von den Labyrinthen stammen.

Völlig überrascht hat mich die Lassíthi-Hochebene. Von wegen in Kreta ist alles staubtrocken. Es mag am Frühling liegen, aber hier war alles saftig grün. Leider ist von den 10.000 Windrädern die hier einst das Wasser aus den Karst heraufgepumpt haben nicht mehr viel über. Das muss beeindruckend ausgesehen haben.

Die Hochebene war bereits vor 5000 Jahren besiedelt, auch die Minoer haben hier Siedlungen erbaut, und als die Venezianer kamen hat sich der kretische Widerstand hier zurückgezogen. Die Venezianer erstürmten das Widerstandsnest jedoch im Jahr 1263, vertrieben alle Bewohner und machten das Gebiet zur Sperrzone.

Die Zeit der Kaffeepause habe ich wie immer dazu genutzt ein wenig mehr zu erkunden. Wer mich kennt, kennt auch meine Schwäche für Mythen und Sagen. Da kam mir der, zugegeben sehr kitschige, Griechische Mythen Themenpark gerade recht. Als Einstimmung hier das Bild der Darstellung des Ortes den wir gleich besuchen werden.

Dieser Ort ist die Höhle “Diktéon Ándron”, die Geburtshöhle des Zeus. Warum wurde er in einer ungemütlichen Tropfsteinhöhle geboren? Seine Mutter Rhea war schließlich eine Titanin? Nun ja, sein Vater Kronos hatte einst seinen Vater Uranos entmachtet und lebte nun in ständiger Angst seine Kinder könnten es genauso machen. Also verschlang er jedes seiner Kinder nach der Geburt. Bei Kind 6 reichte es seiner Frau dann, sie versteckt sich in dieser Höhle bringt dort den kleinen Zeus zur Welt und jubelt Kronos einen Stein unter der in eine Windel gehüllt war. Der fällt darauf rein, schluckt den Stein und Zeus ist erst einmal sicher. Er wird von einer Ziege gesäugt und jedes mal wenn er weint oder schreit machen ein paar dämonische Wachen Lärm damit man ihn nicht hört. Der kleine Zeus wächst dann heran und bringt mit einer List den guten Kronos dazu sich zu übergeben (er war von Eichenhonig berauscht den ihm eine Geliebte von Zeus untergejubelt hat). Der würgt nicht nur den Stein sondern auch die 5 älteren Geschwister des Zeus hervor. Der Stein ist übrigens in Delphi zu sehen. 

Und in genau dieser Höhle waren wir heute - eine sehr schöne Tropfsteinhöhle die anscheinend bereits im Neolithikum als Kultstätte genutzt wurde und diesen Status bis in die römische Zeit behalten hat. Das beweisen viele Funde die von den Archäologen gemacht wurden. Auch mit mir ist (angeblich) die Phantasie durchgegangen. Ich behaupte, dass man im ersten Bild eine kleine Statuette sieht, die kleine Nische liegt genau über dem Höhleneingang. Angeblich ist dort nichts - ich behaupte das Gegenteil. Vielleicht ein Zeichen des Zeus an mich?

Auf dem Rückweg haben wir dann noch einen Abstecher nach Krási gemacht. Dort ist die größte Platane Kretas und sicher ein der größten Platanen Europas zu sehen. Der Umfang beträgt fast 18m und sie ist 2000 Jahre alt! Wenn dieser Baum reden könnte - was könnte er uns für spannende Geschichten erzählen!

Gleich hinter dem Baum findet man einen venezianische Brunnen. Hier wurde früher die Wäsche gewaschen. Zuletzt habe ich ähnliches in Sizilien gesehen. 

Zum Abschluss noch ein paar Impressionen aus dem kleinen Ort Krási. Katzen gibt es hier in Kreta übrigens wirklich an jeder Ecke.

2024 03 23 - Tag 1 - Willkommen auf der Insel Kreta

Heute ging es auf die größte griechische Insel, Kreta. Sie ist auch die 5-größte Mittelmeerinsel und auf dem Weg dorthin habe ich aus dem Flugzeug einige der kleineren Inseln wie Santorin bewundern können.

Nachdem ich mein Hotelzimmer bezogen habe ging es gleich zum venezianischen Hafen. Das offizielle Besichtigungsprogramm beginnt ja erst Morgen, dh heute Nachmittag konnte ich tun was ich wollte. Wer sich jetzt fragt warum “Venezianischer Hafen”, sie ist doch in Griechenland!: Nach dem Niedergang des byzantinischen Reichs war Kreta ein paar hundert Jahre unter der Kontrolle Venedigs.

Eines der imposanten Bauwerke aus dieser Zeit ist das “Kástro Koúles” von den Venezianern “Rocca a Mare” genannt. Es wurde 1534-40 anstelle einer früheren Festung erbaut und ist heute nur mehr ein winziger Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung, die als stärkste Festung im Mittelmeer galt. Die 2 € Eintritt lohnen sich, man lernt einiges über diese Festung und die damit verbundene Geschichte.

Generell ist es am Hafen ja immer nett. Man kann die Fischer manchmal bei der Arbeit beobachten, Seevögel sind auch nie weit (obwohl ich mehr Tauben als Möwen gesehen habe - auch ein venezianisches Erbe?) und ein Fotomotiv reiht sich an das Nächste.

In minoischer Zeit gab es hier nur einen kleinen Nebenhafen. Erst die Griechen gründeten hier die Stadt “Herkalea”, benannt nach Herkules der hier eine seiner berühmten Aufgaben absolvierte. Er hat den minoischen Stier lebend eingefangen.

In der Stadt selbst sind die Einflüsse der vielen Herrschaften noch sichtbar. Wie so oft im Mittelmeer haben die Herren oft gewechselt, und alle haben ihre Spuren hinterlassen. Neben der Minoischen und Griechischen Kultur auch die Römer, Byzantiner, Venezianer, Osmanen.

Ich fand übrigens die Murales der Stadt total spannend. An der Hafenmole und auch in den Gassen der Stadt gibt es wunderschöne Wandbilder. Inspiriert von der spannenden Geschichte und den Mythen der Insel.

Ich bin schon sehr gespannt was die nächsten Tage an spannenden Erlebnissen bringt und mein Archäologen-Herz freut sich auf jede der Ausgrabungsstätten.