Neamţ - Ein Name, viele Orte
Heute waren wir gleich an 2 Orten die Neamţ in ihrem Namen haben. Das Wort kommt von Nemţi - was die Deutschen bedeutet. Die ganze Region trägt übrigens auch diesen Namen. Urkundlich erwähnt wurden die Deutschen erst um 1674, nämlich als sie anscheinend plündernd durch die Gegend zogen.
Unser erster Halt war das Kloster Neamţ, diesmal ein Männerkloster. Wie so viele andere Klöster ist auch dieses eine Stiftung von König Stefan dem Großen. Da heute Sonntag ist kamen wir auch in den Genuss einer Messe. Es ist für uns Österreicher eigentlich kaum vorstellbar wie viele Menschen die orthodoxen Messen besuchen, wo bei uns die Kirchen leer sind, sind die Kirchen hier brechend voll, und das obwohl die Messen mehrere Stunden dauern.
Das letzte Foto in der oben gezeigten Collage zeigt übrigens auch wieder das Holzbrett und auch ein Metallgestell mit dem zum Gottesdienst gerufen wird. Diese Tradition geht auf das türkische Verbot des Glockenläutens zurück. Wir durften dieses Ritual auf dieser Reise ja schon zweimal erleben. Etwas was auch bei uns eher befremdlich wäre, und wahrscheinlich zu Nachbarschaftsbeschwerden führen würde, die Messe wird mittels Lautsprecher nach draußen übertragen. So bekommt man die normalerweise schönen Gesänge auch im Außenbereich zu hören. Die Mönche hier haben allerdings nicht jeden Ton getroffen, aber schön und interessant war es trotzdem.
Es ging dann weiter nach Piatră-Neamţ einer Kleinstadt in dem wir uns zuerst der Baal-Sehm-Tov-Synagoge gewidmet haben. Sie wurde aus Holz errichtet und stammt aus dem Jahr 1766. Nur 2 von ursprünglich 24 Synagogen haben den 2. Weltkrieg und das Kommunistische Regime überstanden. Die 2te aus Stein errichtete sogenannte Leipziger-Synagoge kann aufgrund ihrer Baufälligkeit leider nicht besichtigt werden.
Die Altstadt von Piatră-Neamţ ist klein aber fein. Der Glockenturm, der erst ein Jahr nach Bau der Hofkirche im Jahr 1498 entstand, dominiert die Altstadt. Im 19. Jahrhundert wurde er um ein Stockwerk für die Feuerwache erhöht. Klaustrophobische sollte man beim ersteigen der engen Wendeltreppe übrigens nicht sein.
Die Hofkirche geht übrigens auch wieder auf Stefan den Großen zurück, er begleitet uns heute den ganzen Tag also will ich ihn auch kurz vorstellen. Stefan III. cel Mare lebte von 1433 bis 1504 und war ein moldauischer Woiwode der als der bedeutendste Herrscher der Rumänischen Geschichte angesehen wird. Auch er hat sich erst noch erfolgreich gegen das osmanische Heer stellen können, wurde aber aufgrund der fehlenden Unterstützung der christlichen Heere doch geschlagen.
Auch in Iaşi begegnen wir Stefan wieder. Er soll die Stadt zur Hauptstadt seines Reiches gemacht haben um von hier besser gegen die Osmanen vorgehen zu können. Seine Statue steht vor dem neugotischen Kulturpalast.
Die bedrohlich aussehenden Wolken im Hintergrund haben übrigens ernst gemacht, wir sind während der Stadtbesichtigung in ein Gewitter geraten. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung also haben wir uns auch zumindest einen Überblick über diese wirklich wunderschöne Altstadt verschafft.
Nach dem Abendessen habe ich eine Regenpause für einen Spaziergang mit meinem Stativ genutzt. Ich liebe es ja Nachts zu fotografieren, und die regennassen Straßen und auch die Lacken haben einen ganz eigenen Reiz auf Fotos.