Elisabeth Keider Photography

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Sarajevo

Heute hatten wir den ganzen Tag für Sarajevo zur Verfügung. Noch selten habe ich eine so interessante Stadt besucht. Der Mix zwischen Orient und Okzident oder besser zwischen den Einflüssen des osmanischen Reichs und der k.u.k. Monarchie ist perfekt. Einen guten Blick über die Stadt hat man übrigens von der Trebević-Seilbahn, aber dazu später mehr.

Sarajevo wird im Normallfall mit dem Auslöser des Ersten Weltkrieges in Verbindung gebracht. Hier wurde am 28. Juni 1914 das tödliche Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand verübt. Es war eine  Verkettung unglücklicher Umstände die das Auto des österreichischen Thronfolgers vor Gavrilo Princip gelenkt haben. Den ersten Attentatsversuch entkam das Thronfolgerpaar nämlich noch, doch durch ein Kommunikationsproblem mit dem Fahrer bog dieser falsch ab und das Auto landete genau vor dem Attentäter.

Und da wir schon bei den Habsburgern sind ein kleiner Exkurs in der Herrschaft. Die österreichisch-ungarische Verwaltung Bosniens und der Herzegowina begann nach der auf dem Berliner Kongress vereinbarten Okkupation von Bosnien und der Herzegowina durch das gemeinsame Heer der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1878, und endete nach dem Zerfall der Doppelmonarchie im Ersten Weltkrieg, 1918. Und warum das Ganze: Aus Wiener Sicht galt es, die Etablierung Russlands als Schutzmacht der orthodoxen Balkanslawen zu verhindern. Die habsburgische Balkanpolitik war daher an einer Stärkung der österreichischen Präsenz am „Pulverfass“ Balkan interessiert. Dem stand jedoch der Aufstieg Serbiens als regionale Macht gegenüber. Die Einflüsse der Habsburger sind in Sarajevo noch in vielen Gebäuden außerhalb des Osmanischen Stadtzentrums sichtbar.

Ich persönliche finde die Baščaršija viel interessanter als die k.u.k. Architektur (was wohl darin liegt, das ich diese in Wien ja immer vor Augen habe). Das Wort Baščaršija stammt aus dem türkischen. Baš bedeutet so viel wie „Haupt“ oder „primär“, während čaršija das türkische Wort für Basar oder „Markt“ ist. Baščaršija ist offiziell nur der Name des zentralen Platzes der osmanischen Altstadt, wird aber umgangssprachlich für das gesamte osmanische Marktviertel verwendet.

Viele Gebäude sind aufgrund der Kriege nicht mehr im Original erhalten, die Rekonstruktion der Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenen Altstadt wurde jedoch perfekt durchgeführt. Die 400 Jahre andauernde Herrschaft der Osmanen ist hier deutlich spürbar.

Ein großer Wohltäter der Stadt war Gazi Husrev Beg. Er stiftete nicht nur die nach ihm benannte Moschee, die eine der größten und ältesten in Bosnien und Herzegowina , sondern auch eine Medresa (Religionsschule) sowie zahlreiche Nebengebäude.

Die Medresa ist die älteste Bildungseinrichtung in Sarajevo, sie existiert seit 1537 und ist auch heute noch eine islamische Bildungsstätte. Auch die Grabstätte von Gazi Husrev Beg  findet sich auf dem Areal.

Und jetzt wie versprochen zu der Seilbahnfahrt. Nicht weit von der Innenstadt entfernt liegt eine Gondelbahn, die von der Innenstadt von Sarajevo auf die Hänge des Hausberges Trebević führt, und die ich wärmstens empfehlen kann. Nicht nur hat man einen Traumhaften Blick über die Stadt, man kann auch die verfallenen Sportstätten der olympischen Winterspiele aus 1984 besuchen (oder wandern gehen). Ich war zum Beispiel auf einem Teil der Bob-Strecke unterwegs. Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen da ich mal eine Bob-Bahn hinunterspaziere.

Mein Fazit: Ich muss Wiederkommen. Es gibt noch einiges an interessanten Museen zu sehen, man kann auch Ausflüge in die Umgebung machen und ich Liebe das Flair dieser Stadt.