Elisabeth Keider Photography

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2024 07 18 - Tag 5 - Ein Tag auf Saaremaa

Heute haben wir den Tag auf der Insel Saaremaa verbracht. Begonnen haben wir in Kuressaare wo wir die Ordensritterburg besichtigt haben. Sie ist die einzige mittelalterliche Burg in Estland die ohne wesentliche Umbauten erhalten ist. Die Esten mauern scheinbar gerne Leute ein - so wie gestern gibt es auch hier eine entsprechende Legende.

Der Legende nach fand ein russischer Ingenieur, der 1785 die Pläne für ein Klostergebäude auf dem Gelände entwarf, in der östlichen Ecke des Innenhofs einen zugemauerten Keller.

In der Mitte des Kellers stand ein massiver Tisch, an dem in einem Ledersessel ein Skelett saß. Das Skelett trug feine Kleidung, die sich im Laufe der Jahre scheinbar von Braun zu Violett verfärbt hatte, und Reitstiefel mit Sporen. An der Wand hing ein roter Samthut mit weißer Pfauenfeder, daneben eine Lampe auf einer eisernen Konsole. Vor dem Skelett, auf dem Tisch, stand ein Tonkrug, ein Haufen unleserlicher, verfaulter Papiere und Semmelbrösel, während sich in der Tischschublade ein Satz Rosenkranzperlen aus schwarzem Glas befand. Bei der kleinsten Berührung zerbröckelte das Skelett zu Boden, aber der Zeichenlehrer der Stadtschule schaffte es, Skizzen des Ritters anzufertigen, bevor dies geschah.

Es handelte sich um die sterblichen Überreste eines Ritters, der während der Reformation im Auftrag des Bischofs lebendig im Keller eingemauert worden war. Da der katholische Bischof von Ösel-Wiek von seinen protestantischen Untertanen überfordert war, wandte er sich hilfesuchend an den Papst in Rom. Der Papst schickte ihm einen spanischen Inquisitor, um unter den Vasallen für Ordnung zu sorgen. Seine Frömmigkeit und Entschlossenheit wurden von den Vasallen auf die Probe gestellt, die ihm ein blondes Mädchen schenkten. Der Ritter verliebte sich in das Mädchen, was in der katholischen Kirche gegen das Zölibat verstieß. Die Affäre wurde bald öffentlich, und der Kopf des Mädchens wurde rasiert, bevor sie in ein Nonnenkloster in Kaarma zur Reue geschickt wurde. Der Spanier wurde zunächst mit einer Verwarnung entlassen. Der verliebte Inquisitor beschloss jedoch, das Mädchen aus dem Kloster zu befreien. Leider landete ein Brief, den er geschrieben und in einem Stück Brot versteckt hatte, anstatt seine Liebe zu erreichen, auf dem Schreibtisch des Bischofs. Dann wurde entschieden, dass dieser Diener Gottes in die Irre gegangen war und keine Erlösung finden konnte, wofür er im Schlosskeller in Kuressaare lebendig eingemauert wurde. Seit dieser Offenbarung wird der Keller als Keller des eingemauerten Ritters bezeichnet.

Kuressaare war und ist auch eine Kurstadt. Mit der Errichtung von medizinischen See- und Schlammbädern entwickelte sich die Stadt ab den 1840er Jahren zu einem beliebten Erholungs- und Kurort auch heute gibt es hier unzählige Spa-Hotels. Das unten abgebildete Kurhaus wurde 1889 eröffnet. 

Danach ging es zur Steilküste Panga. Die maximale Höhe der Steilküste beträgt 21,3 m, die Länge etwa 2,5 km. Sie ragt als Kalksteinmauer direkt am Strand empor. An der höchsten Stelle befindet sich eine archaische Kultstätte, hier wurden dem Meer in alten Zeiten Opfer dargeboten.

Ich hätte ja gerne noch länger die Seevögel fotografiert, aber unsere Gruppe hat die Kormorane leider aufgescheucht, und danach waren nur mehr wenige Vögel bereit in der Nähe zu bleiben. 

Unsere Mittags-/Jausenpause hatten wir in Leisi. Ich habe mich fotografierend herumgetrieben und war ganz begeistert als ich ein Schwalbennest mit mehreren Jungen entdeckt habe, das nicht zu hoch lag und gute Fotos von den Jungen und der Mutter erlaubt haben.

Der nächste Programmpunkt war die Kirche in Karja, sie ist die kleinste Kirche der Insel Saaremaa. Die evangelisch-lutherische St. Katharinenkirche wurde zwischen 1340 und 1350 im gotischen Stil als einschiffige Saalkirche errichtet. Die Kirche verfügt über keinen Glockenturm.

Nach der Kirchenbesichtigung fuhren wir an einigen Mühlen vorbei. Leider war nicht einmal ein kleiner Stopp zum Fotografieren eingeplant. Auf Saaremaa gab es einst mehr als 800 und auf dem Mühlenberg von Angla 1925 noch neun Mühlen. Heute sind es nur mehr 5 Stück. 

Bevor es zurück zum Hotel ging waren wir noch beim Kaali-Meteoritenkrater. Der Hauptkrater ist ein Tümpel mit grünlichem Wasser und etwa 50 Metern im Durchmesser. In der Umgebung befinden sich acht Nebenkrater, die mit Durchmessern zwischen 15 und 40 Metern deutlich kleiner sind. Der Einschlag soll vor ca. 4000 Jahren erfolgt sein. 

Zurück in Kuressaare war ich noch am Meer um Vögel zu fotografieren. Ich hätte auf Küken gehofft aber die Jungvögel waren schon recht groß. Das hat dem Vergnügen die Möwen zu beobachten und zu fotografieren keinen abbruch getan. 

Bevor es dann retour ins Hotel und zum Abendessen ging habe ich mir noch eine Volkstanzgruppe am Stadtplatz angesehen. Eines der Videos die ich gedreht habe findet sich hier.