2024 07 26 - Tag 13 - Auf Wiedersehen Litauen

Heute war der letzte Reisetag im Baltikum und bevor es zum Flughafen ging hatte ich noch Zeit am Vormittag die Stadt zu erkunden. Also bin ich früh losmarschiert und gleich zur Kathedrale gelaufen. Dort konnte ich in der Kasimir Kapelle einen Teil der Messe ansehen und auch unauffällig von hinten ein Foto schießen. Diese Kapelle ist die prächtigste der 11 Kapellen und das Besondere ist das Bildnis des Heiligen Kasimirs der 3 Hände hat. Wahrscheinlich wollte man die Handhaltung ändern und hat eine der Hände übermalt, aber wie durch ein Wunder kam sie wieder zum Vorschein. 

Danach bin ich durch den Bernhardiner-Garten spaziert. Die Geschichte dieses Gartens reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als die nach Vilnius eingeladenen Bernhardinermönche einen Komplex von Kirchen und Klöstern gebaut haben. 

Und zu deren Kirche war ich auch unterwegs, denn den kleinen aber feinen Kreuzgang hatte ich gestern übersehen. Einer der Mitreisenden (Danke Hans!) hat mir aber Gestern ein Foto gezeigt und somit habe ich mich heute auf die Suche gemacht, eine kleine Seitentür gefunden und bin dort frech hineinspaziert. Es hat sich gelohnt (ich bin ja ein Fan von Kreuzgängen).

Weiter ging es zum Tor der Morgenröte (unten links im Bild).Es ist Teil der historischen Stadtmauer von Vilnius und birgt im Inneren eine eine Torkapelle mit der als wundertätig verehrten Ikone: einer Schwarze Madonna. Die Ikone stammt wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde vermutlich von einem italienischen Meister geschaffen. Es ist ein ein bedeutender Wallfahrtsort für katholische, orthodoxe und griechisch-katholische Christen.

Da gerade eine Messe in Gang war konnte ich nicht hinauf zur Ikone, aber man sieht sie erstaunlich gut von der Gasse darunter.

Beim Spazieren durch die Stadt bin ich auch an dieser Stadtansicht vorbeigekommen, über das Flüsschen Vilnia hinweg sieht man die Kirche des Missionarsklosters.

Wie gestern bereits angekündigt war ich auch noch im jüdischen Ghetto. Kaum zu glauben das hier einmal 40.000 Juden auf relativ kleinen Raum zusammengepfercht waren. Im Jahr 1931 zählte Vilnius, das als das Jerusalem des Ostens galt, 55.000 jüdische Einwohner, das waren 28 Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen wurden ermordet. 

Zu guter Letzt noch Bild des Präsidentenpalasts, da die Fahne nicht gehisst wurde ist er wohl nicht hier. Ich nehme an er ist in Paris zur Eröffnung der olympischen Spiele.

Mein Fazit zur Reise: Die 3 Länder sind wunderschön und doch sehr unterschiedlich. Mein Highlight waren sicher die Wanderungen im Moor und die schönste der 3 Hauptstädten ist für mich persönlich Tallinn. Ich mag den mittelalterlichen Charme der Stadt. Ein großes Lob auch an unsere kleine aber feine Reisegruppe - ich habe ja oft Glück mit den Mitreisenden, aber diesmal wurde besonders viel gelacht und wir 14 haben perfekt harmoniert. 

2024 07 25 - Tag 12 - Vilnius

Heute waren wir hauptsächlich in Vilnius unterwegs - und da es hier ja so viele Kirchen gibt, waren wir in einigen dieser Kirchen. Begonnen haben wir in der Peter-und Paul-Kirche die ein wenig außerhalb der Altstadt zu finden ist.

Von außen wirkt sie sehr schlicht, aber innen ist ein Meer von Stuckarbeiten. Mehr als 2000 Skulpturen sind hier zu finden. Der Altarraum ist hingegen wieder schlichter - was im Tod des Stifters, Michael Kasimir Pac, begründet liegt. Die Erben waren wohl nicht so gläubig wie er.

Natürlich stand auch die Kathedrale auf dem Programm, über diese habe ich ja gestern schon berichtet. In der Kathedrale fanden seit Vytautas (1401) bis zu Zeiten Sigismund II. August (1529) die Krönungen der litauischen Großfürsten statt.

Eigentlich ist es ein Wunder das es hier so viele Kirchen gibt. Nicht nur das Litauen ja erst sehr spät zum Christentum bekehrt wurde, auch in der Sowjetzeit waren Kirchen nicht unbedingt gerne gesehen. Und doch drängen sich alleine in der Altstadt ca. 50 Kirchen.

Ich fand ja das Backstein-Ensemble der beiden Kirchen der Heiligen Anna und des Heiligen Bernhardin besonders schön. Die Kirche ist ein seltenes Beispiel der Gotik in Litauen, trotz mehrerer Renovierungen blieb die äußere Gestalt der roten Backsteinkirche seit dem 15. Jahrhundert praktisch unverändert.

Hier sind dann nochmals 2 Kirchen - das war es dann aber mit Kirchenbildern, wir haben ja auch noch andere Dinge gesehen. Wir sind zB durch das jüdische Viertel spaziert, aber ich glaube das muss ich morgen Vormittag noch einmal Alleine erkunden - hier sind wir eher durchgehetzt, obwohl es ein paar nette Ecken dort gegeben hätte. 

Nur sehr kurz waren wir auch bei der Universität - unten im Bild zu sehen. Sie ist eine der ältesten Universitäten Mitteleuropas und wurde 1576 vom König Stephan Báthory gegründet.

In der Stadt finden sich überall kleine Details, die suche und fotografiere ich ja besonders gerne. Hier gibt es eine kleine Auswahl davon zu sehen.

Nach dem Stadtrundgang stand die Besichtigung des Großfürstlichen Schloss von Vilnius auf dem Programm. Es war bis 1795 die Residenz der Großfürsten von Litauen. Der heutige Bau ist übrigens eine Rekonstruktion denn der Bau wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zerstört. 

Der ursprüngliche Bau aus dem Jahr 1419 war gotisch, dann wurde der Renaissance-Stil verwirklicht und zu guter Letzt wurde auch noch barockisiert. 1636 fand hier übrigens die erste Opernaufführung Litauens statt.

Am Nachmittag ging es dann wieder in eine ehemalige Hauptstadt - Trakai war im Mittelalter von 1316 bis 1323, sieben Jahre lang die Hauptstadt des Großfürstentums Litauen. 1337 wurde Trakai zum ersten mal urkundlich erwähnt.

Der Legende zufolge war Gediminas auf der Jagd, hat in der Gegend im Wald einen schönen Hügel gefunden und ließ die Hauptstadt von Kernave hierher übersiedeln. Es gibt hier 2 Burgen, die wir leider beide nicht besichtigt haben. Aber bei einer Bootsfahrt (im Gewitter) konnten wir sie zumindest von Außen bewundern. 

Oben im Bild sieht man das Herrenhaus Užutrakis, es ist ein Herrenhaus der Familie Tyszkiewicz aus dem späten 19. Jahrhundert. Darunter Teile der Halbinselburg. Die Inselburg selbst ist wohl eine der schönsten Anlagen - leider gerade zum Teil eingerüstet. Auch diese Burg ist leider schwer von Kriegen und dem Zahn der Zeit gebeutelt worden und nicht mehr komplett im Original erhalten.

Eine Besonderheit von Trakai ist das erhaltene Kulturgut der Karäer. Das ist eine turksprachige Volksgruppe der Krim und Osteuropas, entstanden aus einer Gruppe Anhänger der karäischen (nicht-rabbinischen) jüdischen Religion. 

Abends waren wir dann noch in Vilnius traditionell essen - inklusive musikalischer Unterhaltung. Ein kleiner Ausschnitt findet sich im nachfolgenden Video.

2024 07 24 - Tag 11 - Auf zu den Hauptstädten Litauens

Warum der Plural beim Titel des heutigen Blog-Eintrages? Ganz einfach, unser erster Stopp heute war Kaunas, und diese Stadt war von 1920 bis 1940 die provisorische Hauptstadt des Landes. Unser Ziel heute war Vilnius - die alte und neue Hauptstadt Litauens.

Im Jahr 1361 wurde erstmals eine litauische Burg an der Mündung der Neris in die Memel erwähnt. Diese wurde wiederholt von Rittern des Deutschen Ordens erobert bzw. zerstört, aber gleich wieder von den Litauern wieder aufgebaut. Hauptgrund für die Angriffe des Deutschen Ordens: sie wollten ihre Territorien in Ostpreußen und in Livland miteinander verbinden, um so einen einheitlichen und kompakten Herrschaftsbereich von Estland über Livland bis nach Ostpreußen zu errichten.

Kaunas war im Jahr 2022 europäische Kulturhauptstadt. Der Altstadtkern ist nicht groß, hat aber doch ein paar nette Gebäude. So zB die Kathedrale St. Peter und Paul, eine dreischiffige Backstein-Basilika ohne Querhaus. Der Bau begann im Jahr 1410 im gotischen Stil, der dann im Laufe der Zeit mehrfach verändert wurde.

Vom Rathaus könnte man annehmen das es eine Kirche ist, der Rathausturm ist 53 Meter hoch und wird wegen seiner hohen, weißen Gestalt umgangssprachlich „Weißer Schwan“ genannt.

Kaunas war nie Hansestadt, aber es gibt das Perkūnas Haus das den Händlern von 1440 bis 1532 als Kontor diente. Heute gehört es den Jesuiten.  

Kaunas hat aber auch eine dunkle Seite in der Geschichte, seit dem 16. Jahrhundert war es ein Zentrum des jüdischen Lebens in Litauen. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Jahr 1941 begannen dann  Massenmorde an der jüdischen Gemeinde auf offener Straße. Es wurde ein neues Ghetto geschaffen und nach und nach wurden die Juden in 3 nahe gelegenen Forts ermordet oder in Konzentrationslager deportiert (um dann dort ermordet zu werden). Wir hören auf unserer Reise leider diese negativen Seiten nicht, maximal am Rande - ich finde aber man sollte nicht vergessen welche Grausamkeiten begangen wurden, und nicht nur von den deutschen Besatzern sondern auch von Nationalistischen Einheimischen. (Das gilt auch für uns in Österreich)

Weiter ging es dann nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Morgen werden wir die meiste Zeit hier verbringen, ich habe aber noch einen kleinen Spaziergang unternommen. Diese Stadt wurde nie vom Deutschen Orden kontrolliert - ein Novum auf dieser Reise.

Es gibt auch eine Gründungslegende: Gediminas (so heißt auch der Turm unten rechts im Bild), litauischer Großfürst seit 1316, soll bei einer Jagd auf einem Hügel am Zusammenfluss der Neris und Vilnia gerastet haben. Dort träumte er von einem eisernen Wolf, der markerschütternd „laut heulte wie hundert Wölfe“. Der Pfeil, den er auf das Tier abfeuerte, prallte an dessen stählernem Körper ab. Beunruhigt bat er seinen heidnischen Hohepriester Lizdeika um die Deutung dieser Episode: „Was die Götter dem Herrscher und dem litauischen Staat beschieden haben, mag geschehen: der eiserne Wolf steht auf einem Hügel, auf dem eine Burg und eine Stadt errichtet werden – die Hauptstadt Litauens und die Residenz der Herrscher. Die Festung aber müsse fest wie Eisen sein, dann würde ihr Ruhm laut durch die Welt hallen”

Die Burg die dann errichtet wurde steht heute noch auf einem Hügel über der Altstadt. Hier wurde aber schon früher gesiedelt, man hat Spuren aus der Steinzeit gefunden. Die ersten urkundlichen Erwähnungen gehen auf das Jahr 1323 zurück. In jenem Jahr sandte Großfürst Gediminas in Latein verfasste Briefe an Kaiser, Papst, verschiedene Ritterorden und die Handelsstädte jener Zeit und warb um Kaufleute, Wissenschaftler und Handwerker als hochqualifizierte Gastarbeiter. Die Religion war ihm dabei egal - sehr fortschrittlich für seine Zeit. 

Die Altstadt von Vilnius wird übrigens auch “Rom des Ostens” genannt - den es gibt hier über 50 Kirchen! Ich bin gespannt wie viele wir morgen besuchen werden.

Sehr markant ist die, in den beiden oberen Bildern abgelichtete, Kathedrale St. Stanislaus die auf das Jahr 1801 zurückgeht und im klassizistischen Stil errichtet wurde. Wie so oft befindet sich die Kirche an einer Stelle an der vor der Christianisierung eine heidnische Kultstädte gestanden hat. Der frei stehende Glockenturm war ursprünglich ein runder Verteidigungsturm der Unteren Burg aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Ich habe auch wieder einige Details in der Stadt entdeckt und bin schon darauf gespannt was wir morgen alles sehen und erfahren werden.

Bei meinem Spaziergang bin ich auch in die Generalprobe für den Amtswechsel des Obersten Militär-Kommandanten geraten (ich hoffe ich habe das korrekt übersetzt - hier ein kleines Video dazu.

2024 07 23 - Tag 10 - Die Kurische Nehrung

Den heutigen Tag haben wir auf der Kurischen Nehrung verbracht. Eine Nehrung ist ein schmaler Sandstreifen, der ein Haff vom offenen Meer abtrennt. Ein Haff ist ein Brackwasserbereich - wobei der Salzgehalt äußerst gering ist.

Der Name stammt aus der Zeit des Deutschen Ordens, Kurland ist eine der historischen Landschaften von Litauen. Die Kuren waren ein baltischer Volksstamm.

Die Nehrung war ursprünglich von Nadelwald überzogen, doch bereits in der Zeit des Deutschen Ordens wurde hier gerodet. Im nordischen Krieg und der russischen Zeit erfolgte dann der Kahlschlag, der die unbewachsene und höhere Dünen entstehen ließ.

Die Nehrung ist ca. 100 km lang und gehört zu 50% zu Litauen und zu 50% zum russischen Oblast Kaliningrad. Die riesige Wanderdünen begraben immer wieder Ortschaften, durch Bepflanzung versucht man dem entgegen zu wirken. 

Die Parnidis-Düne ist eine der größten Wanderdünen Europas. Die Ortschaft Nida, in der wir den heutigen Tag verbracht haben, musste wegen dieser Düne mehrfach an neuer Stelle wieder aufgebaut werden.

Nida war ursprünglich, wie die ganze Kurische Nehrung, vom baltischen Volk der Kuren besiedelt. Urkundlich erwähnt wurde Nida 1385 zum ersten Mal in Dokumenten des Kreuzritterordens. 

Zu meiner großen Freude gibt es hier auch sehr viele Vögel. Kormorane, Möwen, Schwalben, Reiher und viele mehr - so gefällt mir das.

2024 07 22 - Tag 9 - Auf Wiedersehen Lettland - Willkommen in Litauen

Heute Morgen haben wir Riga verlassen und uns auf dem Weg zum letzten der Baltischen Staaten gemacht, nach Litauen. Hier noch einmal ein letzter Blick auf die Stadt.

Unser erstes Ziel lag allerdings noch in Lettland. Das barocke Schloss Rundale. Vorbei ging es also an den üblichen Feldern aber auch an Schloss Baukas, das mit Sicherheit auch eine Besichtigung Wert wäre. Es spielt übrigens auch eine nicht unwesentliche Rolle für die Errichtung von Rundale.

Die Errichtung der Burg Bauska in der Mitte des 15. Jahrhunderts machten die Besitztümer der livischen Ordensmeister sicher. In den 1540er Jahre wurde dann auf den Besitzungen des Gut Rundale das erste Schloss errichtet, von diesem Vorgängerbau ist aber nichts mehr erhalten.

1735 erwarb Graf Ernst Johann Biron das Gut. Er war ein Günstling und Favorit der Zarin Anna Joanowna. Ab 1737 war er der Regent Kurlands und lies dieses wunderschöne Schloss errichten. Der Architekt war niemand geringerer als Bartolomeo Francesco Rastrelli - er hat unter Anderem den Große Palast von Peterhof, den Katharinenpalast in Zarskoje Selo und den Winterpalast in Sankt Petersburg entworfen.

Mir gefällt die äußere Schlichtheit die das Schloss ausstrahlt, so prächtig es zum Teil in Inneren - zB im Goldenen Saal ausgestattet ist, so schlicht wirkt es von außen. Die Fassade ist schnörkellos und fügt sich perfekt in die Landschaft ein. Mir gefällt das sehr. 

Gefallen haben mir auch die Kachelöfen - die meisten sind nicht mehr Original erhalten, und man könnte denken das die Kacheln in Delft entstanden sind - alle sind in Blau-Weiß gehalten. Aber das war einfach der Stil der Zeit. Ich habe auch einen Bezug zu Österreich gefunden, neben Porzellan aus Meißen gab es auch ein paar Stücke aus dem Augarten. 

Der Garten ist ein ein typischer Barockgarten, mit seinen Alleen und Pergolen, alles in Sichtachsen angelegt. Ursprünglich sollten 3 Springbrunnen angelegt werden, hier ist Rastelli allerdings gescheitert und es wurden nur Bassins errichtet. Der heutige Springbrunnen wurde 2008 errichtet. 

Es gibt übrigens noch einen Wien-Bezug: In der grafischen Sammlung der Albertina gibt es 8 Blätter des Bauentwurfes des Schloss Rundale. Das Schloss war unser letzter Stopp in Lettland, weiter ging es nach Litauen.

Unser erster Stopp: Der “Berg” der Kreuze (ich würde es ja eher Hügel nennen) - es ist eine Pilgerstätte wie ich sie noch nie gesehen habe. Hier sind unzählige Kreuze - große und kleine, manche stehen, manche sind an Ketten aufgehängt. Wenn man es nicht gesehen hat würde man es nicht glauben. Die Pilger stellen die Kreuze aus Dank auf oder weil sie einen Wunsch haben. 

Es gibt 2 Legenden warum sich hier die Kreuze befinden: Bei der Einen erschien dem Vater einer kranken Tochter von einer weiße Frauengestalt, die ihm weissagte das seine Tochter wieder gesund werden würde wenn er ein Kreuz auf dem Hügel aufstellt. Und so kam es dann auch.

Der Hügel war wahrscheinlich ein mittelalterlicher Burghügel, wobei die Burg den Namen Jurgaičiai getragen haben soll und 1348 von Kreuzrittern zerstört worden ist. Bereits zu dieser Zeit war der zumindest zum Teil künstlich angelegte Hügel vermutlich eine Gebets- und Opferstätte. Das mit der Opferstätte glaube ich sofort. Litauen wurde ja sehr spät christianisiert und ich vermute das einfach die alten Opfer durch das Opfer der “neuen” Kreuze ausgetauscht wurden.

Unsere Mittagspause hatten wir dann in Siauliai. Eine nette kleine Stadt wie ich finde, ich war statt zu essen in der Stadt bummeln und auch im wunderschönen Peter und Paul Dom (oben im Bild)  

Unser Hotel liegt für die nächsten beiden Nächte in Klaipeda. Auf Deutsch heißt die Stadt Memel und wurde um 1250 gegründet es war die älteste Stadt im späteren Ostpreußen. Das Gebiet ist aber bereits seit der letzten Eiszeit besiedelt. 

Ein Sohn der Stadt war Simon Dach, er hat die Verse für das Lied “Ännchen von Tharau” verfasst. Ihre Statue ist unten im Bild zu sehen.

Annchen von Tharau ist, die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.

Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz; Auf mich gerichtet in Lieb’ und in Schmerz.

Annchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

Käm’ alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnet bei einander zu stahn.

Krankheit, Verfolgung, Betrübniß und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung seyn.

Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, Je mehr ihn Hagel und Regen anficht;

So wird die Lieb’ in uns mächtig und groß Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.

Würdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt;

Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer, Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.

Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn, Mein Leben schließ’ ich um deines herum.

Was ich gebiete, wird von dir gethan, Was ich verbiete, das läst du mir stahn.

Was hat die Liebe doch für ein Bestand, Wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand?

Wo man sich peiniget, zanket und schlägt, Und gleich den Hunden und Kazen beträgt?

Annchen von Tharau, das woll’n wir nicht thun; Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.

Was ich begehre, ist lieb dir und gut; Ich laß den Rock dir, du läßt mir den Hut!

Dies ist uns Annchen die süsseste Ruh, Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.

Dies macht das Leben zum himmlischen Reich, Durch Zanken wird es der Hölle gleich.

2024 07 21 - Tag 8 - Riga

Den heutigen Tag haben wir in Riga verbracht - Also nicht ganz: am Nachmittag gab es noch einen kleinen Ausflug nach Jürmala, aber davon später mehr.

Riga ist nicht nur die Hauptstadt Lettlands, sondern auch die größte Stadt des Baltikums. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten. Mit dem Rundgang bei der Elizabetesstraße wo sich besonders viele dieser architektonischen Juwelen befinden haben wir heute begonnen. Die meisten der Gebäude wurden zwischen 1898 und 1915 errichtet.

Die Besichtigung des Altstadtviertels startete dann beim Freiheitsdenkmal. Es ist das Symbol für Lettlands Unabhängigkeit, Freiheit und nationale Einheit.

Die Stadt ist voller Details, da sind zB die Bremer Stadtmusikanten (Warum!? Weil Bremen die Partnerstadt von Riga ist und diese Skulptur ein Geschenk war). Wenn man die Nase der Tiere reibt soll das übrigens  Glück bringen. 

Oder die Geschichte über die Herkunft der schwarzen Katzen auf dem Dach: Hier geht es um die Beziehung des Gebäudebesitzers zu den Mitgliedern der Großen Gilde und dem Stadtrat von Riga. Eine Legende besagt, dass ihm der Zutritt zur Gilde verweigert wurde und er angewidert zwei verängstigte Katzen mit gewölbtem Rücken auf sein Haus gelegt hatte, deren Hinterteile auf die beleidigende Gilde zeigten. Die Katzen wurden erst umgedreht, als er endlich Einlass fand. Ein anderer deutet an, dass er Probleme hatte, vom Stadtrat die Genehmigung zum Bau des Hauses zu bekommen, und die Hintern der Katzen zeigten in ihre Richtung, bis ein Gerichtsbeschluss zu ihrer Umkehrung führte.

Riga wurde 1201 gegründet, der Name leitet sich von einem Bach ab: Rīdzene (deutsch: Riege). Ende des 12. Jahrhunderts kamen immer wieder Kaufleute aus Gotland, um hier Handel zu treiben. und mit ihnen auch immer Missionare - aber bis zur endgültigen Stadtgründung schlugen alle Missionierungsversuche fehl. Erst mit dem Erscheinen Alberts von Buxthoeven aus Bremen gelang es Riga und das Baltikum zu Missionieren und die deutsche Kolonisierung voranzutreiben. 

Über die Schwarzhäupter habe ich schon in Tallinn geschrieben. Das weitaus prächtigere Haus steht hier in Riga. Es wurde 1334 als das „Neue Haus der Großen Gilde“ erstmals urkundlich erwähnt und im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. 1993 bis 1998 wurde es originalgetreu wieder aufgebaut.

Das Haus wurde im gotischen Stil errichtet, der First des Giebeldachs erreicht eine Höhe von 27 Metern. Die astronomische Uhr stammt aus dem Jahr 1626 und wurde vom Uhrmachermeister Matis als „Calendarium perpetuum“ (deutsch: „Ewiger Kalender“) gefertigt. Angeblich wurden ihm danach, so die Legende, die Augen ausgestochen, damit er für keine andere Stadt etwas ähnlich Prachtvolles schaffen könne.

Natürlich gibt es auch einige Kirchen zu besichtigen, hier unten im Bild sieht man den Dom, dessen Bau im Jahr 1211 begonnen wurde. Berühmt ist er für seine Orgel die als ein Meisterwerk der Spätromantik gilt.

Riga entwickelte sich rasch zu einer reichen Stad, so wurde auf Betreiben deutscher Kaufleute, die vom Papst ein entsprechendes Privileg erwarben, im Jahr 1200 die Schließung eines konkurrierenden Handelsplatzes erzwungen, um den deutschen Händlern eine Monopolstellung zuzusichern. So konnte sich Riga in wenigen Jahrzehnten zur bedeutendsten Stadt eines Gebietes entwickeln, das fortan als Livland bekannt wurde. Die bebaute Fläche der Stadt wuchs in einem Vierteljahrhundert um das fünf- bis sechsfache. Die Stadt war Sitz eines Erzbischofs und gehörte seit 1282 der Hanse an.

In Tallinn haben wir die 3 Schwestern gesehen - hier gibt es die Brüder dazu. Es sind ehemalige Lagerhäuser in der Altstadt. Jedes der 3 Gebäude wurde in einem anderen Jahrhundert erbaut. Das Älteste von Ihnen (mit dem Stufengiebel) stammt aus dem Jahr 1490.

Ich mach jetzt einen kleinen Zeitsprung, aber es passt noch zu Riga: Abends, als wir aus Jürmala retour gekommen sind, habe ich den Tag noch bei einer Schifffahrt auf der Daugava (Düna) ausklingen lassen. Etwas was ich gerne in jeder Stadt mache - es erlaubt andere Stadtansichten. 

So - aber jetzt zu Jürmala, es ist ein lettischer Ostsee-Badeort am Rigaischen Meerbusen. Der deutsche Name lautet Riga-Strand, und man ist hier nur 10km von Riga entfernt. Die ersten Badegäste gab es hier um 1730. Zur selben Zeit entstanden auch die großen Seebäder Englands und Frankreichs. 

Es gibt hier wunderschöne Sommerhäuser aus Holz (mein Wunschhaus - ich nenne es “das Holzschlösschen” seht ihr unten. Es gibt auch eine sehr hübsche Orthodoxe Kirche und eine lange Promenade mit Cafés und Restaurants sowie eine reichhaltige Sommerkonzertkultur. 

Die Menschen sind aber wegen des Strandes hier. Der Sand ist im großen und ganzen sehr schön, es gibt aber auch Stellen im Wasser mit überraschend viel Algenbewuchs und Schmutz - es hat ausgesehen wie verbranntes Holz, und vielleicht ist es das ja auch. Es hat mich aber nicht abgeschreckt und ich bin durch das Wasser einen Teil des Strands entlang gegangen. 

2024 07 20 - Tag 7 - Willkommen in Lettland

Heute mussten wir uns von Estland verabschieden und es ging weiter nach Lettland. Wie schon die ganze Reise über ist die Landschaft die am Bus vorbeizieht immer gleich: Wälder und Felder - hier in Lettland sind auch ab und zu Häuser dazwischen.

Estland hat ja auch nur 1,3 Mio Einwohner (30,5 je km²), eigentlich ein Wahnsinn - in Wien alleine haben wir ca. 2 Mio (4.778 je km²). Auch Lettland hat nur 1,9 Mio. Einwohner (31 je km²). Und weil wir dort ja auch noch hinfahren: Litauen hat 2,6 Mio Einwohner (45 je km²).

Unser erster Stopp in Lettland war Cēsis, welches unter der Herrschaft des Deutschen Ordens Wenden genannt wurde. Die Stadt wurde 1224 zum ersten mal urkundlich erwähnt und war seit dem 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse. 

Die Burg Wenden wurde vom Schwertbrüderorden am Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Die Schwertbrüder sind uns ja schon in Tallinn begegnet. Sie waren ein geistlicher Ritterorden und wurden zur Missionierung von Livland gegründet. Später wurden sie in den Deutschen Orden eingegliedert. 

Hier ist übrigens auch die Wiege der lettischen Flagge - sie hat eine ähnliche Entstehungslegende wie unsere eigene Flagge: Hier wurde einst der lettische König Visvaldis im Kampf gegen fremde Eindringlinge verwundet. Als er sich auf die weiße Flagge der Kapitulation legte und starb, färbte sein Blut die Fahne rechts und links seines Körpers in tiefem Rot. Da, wo der Körper des Königs lag, blieb das Banner weiß. Seit 1270 ist das rot-weiß-rote Banner schriftlich bezeugt.

În der Stadt gibt es einige schöne Ecken, es gibt die typischen Holzhäuser zu sehen und natürlich auch einige Kirchen. So wie die Johannis Kirche (unten links) oder auch die Orthodoxe Verklärungskirche (unten rechts) 

Das Highlight ist aber sicher die Burg - leider habe ich sie nicht von Innen besichtigt. Aber es beherbergt “nur “ ein Museum und ich gebe zu ich habe mich in unserer freien Zeit beim Stadtfest herumgetrieben.

Weiter ging es nach Turaida, einer Burg die über dem Fluß Gauja liegt. Der Name stammt aus der livischen Sprache, die der Sprachgruppe der finnisch-ugrischen angehört, und bedeutet soviel wie “Gottesgarten”. Hier wurde vor der Christianisierung der Gott Tar angebetet - wir kennen ihn als den Donnergott Thor. Man könnte den Ortsnamen also auch als “Garten des Thors” übersetzen.

Diese Burg ist übrigens keine Schwertbrüderburg - die lag auf der anderen Seite des Flusses - sondern gehörte dem Bischof von Riga. Die heutige Burg (besser gesagt Ruine) wurde, nachdem der hölzerne Vorgängerbau ein Raub der Flammen wurde, im Jahr 1214 neu, und aus Stein, wieder aufgebaut. 

Es gibt auf dem Gelände noch mehr zu sehen, zB eine der ältesten Holzkirchen in Lettland. Die Kirche bezaubert durch ihre Bescheidenheit und die restaurierte Innenausstattung des 18. Jahrhunderts (siehe unten 2tes Bild)

Auf dem ganzen Areal sind auch Skulpturen zu finden die an die lettischen Volkslieder erinnern sollen - eine der Skulpturen habe ich als Rahmen für die Kirche genutzt. 

Die Skulpturen stammen vom Künstler Indulis Ranka. Leider gibt es keine Erklärungen aus welchen Volksliedern sie stammen bzw. was genau dargestellt wird. 

Wofür leider keine Zeit mehr blieb war der Beuch der unterschiedlichen Gebäude des Landgutes. Ich habe nur noch die Schmiede und und das Kutschenhaus geschafft.

Unsere Reiseleiterin Gabrielé stammt übrigens aus Litauen. Hier erzählt sie uns gerade von der Legende der Rose von Turaida - wieder eine tragische Liebesgeschichte (aber wenigstens wird hier niemand bei lebendigen Leib eingemauert). Wobei laut meinen Recherchen ist es keine Legende - es gibt anscheinend Gerichtsakten aus dem 17. Jahrhundert die den Fall behandeln.

Nach einer Schlacht zu Füßen der Burg Turaida im Mai 1601 fand der Burgschreiber Greif auf der Suche nach Überlebenden ein Neugeborenes in den Armen seiner toten Mutter. Er zog das Mädchen wie eine eigene Tochter auf und gab ihm den Namen Mai. Wegen ihrer großen Schönheit erhielt sie als sie herangewachsen war den Beinamen Rose.  Mit dem aus Deutschland eingewanderten Landschaftsgärtner Viktor Heil verband sie eine tiefe Liebe, im Herbst 1620 wollten die beiden heiraten. Kurz zuvor lockte ein Bote – vermeintlich in Viktors Auftrag – Mai Greif zur Gutmannshöhle, ihrem gewöhnlichen Treffpunkt. Sie begab sich in Begleitung von Lenta, der achtjährigen Tochter ihres Adoptivvaters, dorthin. Dort lauerte ihr der polnische Söldner Adam Jakubovski in der Absicht auf, sie zu vergewaltigen, da sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Mai bot ihm ihr Halstuch, das den Träger unverwundbar mache, falls er sie gehen ließe, und forderte ihn auf, die Wirkung des Tuches an ihr zu erproben. Nach kurzem Zögern verwundete Jakubovsky sie daraufhin tödlich mit seinem Schwert.

Am Abend fand Viktor in der Höhle die Leiche seiner geliebten Mai. Zunächst fiel der Mordverdacht auf ihn. Vor Gericht trat jedoch ein Zeuge namens Peter Skudritz auf und sagte aus, er habe Mai in Jakubovskis Auftrag zur Höhle gelockt und die Tat mit angesehen. Der Mörder selber habe sich inzwischen erhängt. Lenta, die nach einigen Tagen des Umherirrens aufgefunden wurde, bestätigte diesen Tatverlauf. Nach der Beisetzung seiner Verlobten bei der Burg kehrte Viktor Heil in seine Heimat zurück. 

2024 07 19 - Tag 6 - Im Soomaa Nationalpark

Der heutige Tag hat mit einer langen Reise zum Highlight des Tages begonnen, mit der Fähre ging es zurück zum Festland und dann weiter zum Soomaa Nationalpark.

Dort hatten wir dann erst einmal unsere Mittagspause, und zwar am Ferienhof Pönka. Nachdem ich mich gestärkt habe bin ich wieder raus aus dem Haus um zu fotografieren. Zu meiner großen Freude habe ich gleich 3 Schreiadler gesehen. Leider waren sie recht weit weg, daher ist die Qualität der Fotos nicht so gut wie ich sie gerne hätte.

Nach der Stärkung ging es dann zur geführten Wanderung im Nationalpark Soomaa, es gibt dort unterschiedliche Wanderwege. Wir waren auf dem Riisa Moorweg mit seinen ca. 5km Länge unterwegs. Diesmal auf Stegen und nicht mit Moorschuhen (oder feuchten Füßen).

Soomaa bedeutet übrigens Sumpfland. Es gibt dort vier große Moore Kuresoo, Valgeraba, Kikepera und Öördi, sie liegen im Einzugsgebiet des Flusses Pärnu und werden durch weitere Flüsse voneinander getrennt. 

Charakteristisch für den Park ist die sogenannte „fünfte Jahreszeit“. In dieser Zeit zwischen Winter und Frühling kommt es regelmäßig zu Überflutungen, die sich im sogenannten „Riisa-Überflutungsgebiet“ bis auf eine maximale Fläche von 110 km² ausdehnen - also dort wo wir heute unterwegs waren.

Die Boote die man in den beiden Fotos oben sehen kann sind übrigens jeweils aus einem Baumstamm gemacht. Der Einbaum wird bereits seit ca. 12.000 Jahren von uns Menschen genutzt. Ich frage mich wie man ursprünglich auf die Idee gekommen ist einen Baumstamm zu nehmen und auszuhöhlen. Wir Menschen sind schon ziemlich erfinderisch. 

Tiere finden sich im Moor ja nicht sehr viele, aber die Pflanzenwelt ist meiner Meinung nach wunderschön. Es gibt unterschiedliche Sonnentau-Arten hier in Soomaa. Es ist eine fleischfressende Pflanze - und bei all den Mücken gibt es reichlich zu Essen für die hübschen Pflanzen. 

Abends sind wir dann in Pärnu angekommen, die Stadt wurde 1251 vom Deutschen Orden als Pernau gegründet. Leider habe ich vom Stadtzentrum nichts gesehen, denn nach dem Zimmerbezug und Abendessen musste ich mich entscheiden. Strand oder Stadt.

Ich habe mich für den Strand entschieden, der ist ca. 3 km lang und ein wunderschöner Sandstrand. Vom Hotel zum Strand musste ich durch ein kleines Naturparadies spazieren. Dort habe ich zu meiner Überraschung einen Hasen erspäht.

Morgen verlassen wir dann Estland und es geht weiter mit dem nächsten der 3 Baltischen Staaten - Lettland. Eigentlich interessant das man Estland zu den baltischen Staaten zählt, rein sprachlich gehört es ja nicht dazu. Die Erklärung ist aber einfach: benannt ist das Baltikum nach der mittellateinischen Bezeichnung für die Ostsee als mare balticum, das „Baltische Meer“.

2024 07 18 - Tag 5 - Ein Tag auf Saaremaa

Heute haben wir den Tag auf der Insel Saaremaa verbracht. Begonnen haben wir in Kuressaare wo wir die Ordensritterburg besichtigt haben. Sie ist die einzige mittelalterliche Burg in Estland die ohne wesentliche Umbauten erhalten ist. Die Esten mauern scheinbar gerne Leute ein - so wie gestern gibt es auch hier eine entsprechende Legende.

Der Legende nach fand ein russischer Ingenieur, der 1785 die Pläne für ein Klostergebäude auf dem Gelände entwarf, in der östlichen Ecke des Innenhofs einen zugemauerten Keller.

In der Mitte des Kellers stand ein massiver Tisch, an dem in einem Ledersessel ein Skelett saß. Das Skelett trug feine Kleidung, die sich im Laufe der Jahre scheinbar von Braun zu Violett verfärbt hatte, und Reitstiefel mit Sporen. An der Wand hing ein roter Samthut mit weißer Pfauenfeder, daneben eine Lampe auf einer eisernen Konsole. Vor dem Skelett, auf dem Tisch, stand ein Tonkrug, ein Haufen unleserlicher, verfaulter Papiere und Semmelbrösel, während sich in der Tischschublade ein Satz Rosenkranzperlen aus schwarzem Glas befand. Bei der kleinsten Berührung zerbröckelte das Skelett zu Boden, aber der Zeichenlehrer der Stadtschule schaffte es, Skizzen des Ritters anzufertigen, bevor dies geschah.

Es handelte sich um die sterblichen Überreste eines Ritters, der während der Reformation im Auftrag des Bischofs lebendig im Keller eingemauert worden war. Da der katholische Bischof von Ösel-Wiek von seinen protestantischen Untertanen überfordert war, wandte er sich hilfesuchend an den Papst in Rom. Der Papst schickte ihm einen spanischen Inquisitor, um unter den Vasallen für Ordnung zu sorgen. Seine Frömmigkeit und Entschlossenheit wurden von den Vasallen auf die Probe gestellt, die ihm ein blondes Mädchen schenkten. Der Ritter verliebte sich in das Mädchen, was in der katholischen Kirche gegen das Zölibat verstieß. Die Affäre wurde bald öffentlich, und der Kopf des Mädchens wurde rasiert, bevor sie in ein Nonnenkloster in Kaarma zur Reue geschickt wurde. Der Spanier wurde zunächst mit einer Verwarnung entlassen. Der verliebte Inquisitor beschloss jedoch, das Mädchen aus dem Kloster zu befreien. Leider landete ein Brief, den er geschrieben und in einem Stück Brot versteckt hatte, anstatt seine Liebe zu erreichen, auf dem Schreibtisch des Bischofs. Dann wurde entschieden, dass dieser Diener Gottes in die Irre gegangen war und keine Erlösung finden konnte, wofür er im Schlosskeller in Kuressaare lebendig eingemauert wurde. Seit dieser Offenbarung wird der Keller als Keller des eingemauerten Ritters bezeichnet.

Kuressaare war und ist auch eine Kurstadt. Mit der Errichtung von medizinischen See- und Schlammbädern entwickelte sich die Stadt ab den 1840er Jahren zu einem beliebten Erholungs- und Kurort auch heute gibt es hier unzählige Spa-Hotels. Das unten abgebildete Kurhaus wurde 1889 eröffnet. 

Danach ging es zur Steilküste Panga. Die maximale Höhe der Steilküste beträgt 21,3 m, die Länge etwa 2,5 km. Sie ragt als Kalksteinmauer direkt am Strand empor. An der höchsten Stelle befindet sich eine archaische Kultstätte, hier wurden dem Meer in alten Zeiten Opfer dargeboten.

Ich hätte ja gerne noch länger die Seevögel fotografiert, aber unsere Gruppe hat die Kormorane leider aufgescheucht, und danach waren nur mehr wenige Vögel bereit in der Nähe zu bleiben. 

Unsere Mittags-/Jausenpause hatten wir in Leisi. Ich habe mich fotografierend herumgetrieben und war ganz begeistert als ich ein Schwalbennest mit mehreren Jungen entdeckt habe, das nicht zu hoch lag und gute Fotos von den Jungen und der Mutter erlaubt haben.

Der nächste Programmpunkt war die Kirche in Karja, sie ist die kleinste Kirche der Insel Saaremaa. Die evangelisch-lutherische St. Katharinenkirche wurde zwischen 1340 und 1350 im gotischen Stil als einschiffige Saalkirche errichtet. Die Kirche verfügt über keinen Glockenturm.

Nach der Kirchenbesichtigung fuhren wir an einigen Mühlen vorbei. Leider war nicht einmal ein kleiner Stopp zum Fotografieren eingeplant. Auf Saaremaa gab es einst mehr als 800 und auf dem Mühlenberg von Angla 1925 noch neun Mühlen. Heute sind es nur mehr 5 Stück. 

Bevor es zurück zum Hotel ging waren wir noch beim Kaali-Meteoritenkrater. Der Hauptkrater ist ein Tümpel mit grünlichem Wasser und etwa 50 Metern im Durchmesser. In der Umgebung befinden sich acht Nebenkrater, die mit Durchmessern zwischen 15 und 40 Metern deutlich kleiner sind. Der Einschlag soll vor ca. 4000 Jahren erfolgt sein. 

Zurück in Kuressaare war ich noch am Meer um Vögel zu fotografieren. Ich hätte auf Küken gehofft aber die Jungvögel waren schon recht groß. Das hat dem Vergnügen die Möwen zu beobachten und zu fotografieren keinen abbruch getan. 

Bevor es dann retour ins Hotel und zum Abendessen ging habe ich mir noch eine Volkstanzgruppe am Stadtplatz angesehen. Eines der Videos die ich gedreht habe findet sich hier.

2024 07 17 - Tag 4 - Auf zur Insel Saaremaa

Heute haben wir Tallinn endgültig hinter uns gelassen und sind zur Insel Saaremaa aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin haben wir einen Stopp bei der Bischofsburg Haapsalu eingelegt. Leider haben wir sie nur von Außen besichtigt, aber wir waren ja eh nicht zum Vollmond hier - denn dann kann man mit Glück die “Weiße Dame” erspähen die hier spuken soll.

Während der Herrschaft des Bischofs von Ösel-Wiek war jeder Kanoniker zu einem keuschen und tugendhaften Leben verpflichtet. Frauen war der Zutritt zur Bischofsburg bei Todesstrafe verboten. Nach der Legende soll ein Geistlicher des Bischofssitzes in ein estnisches Mädchen verliebt gewesen sein, das er heimlich in die Bischofsburg schmuggelte. Sie verkleidete sich dort als Chorknabe und lebte lange Zeit mit ihrem Geliebten zusammen. Bei einem Besuch des Bischofs kam allerdings das wahre Geschlecht des „Knaben“ ans Licht. Der Kanoniker musste zur Strafe im Gefängnis verhungern. Das Mädchen wurde lebendig in die Wände der Kapelle eingemauert. Ihr ließen die Maurer ein Stück Brot und einen Krug Wasser. Eine Zeitlang waren die Hilfeschreie des Mädchens noch zu hören, bevor sie verstummten. Aber ihre Seele findet keine Ruhe und so erscheint sie seit Jahrhunderten jährlich am mittleren Fenster der Kirchenkapelle, um ihren Geliebten zu betrauern – als Symbol für die Unsterblichkeit der Liebe.

Danach ging es mit der Fähre hinüber zur Insel Saaremaa, der größten Insel Estlands. Sie ist die viertgrößte Ostseeinsel nach Seeland, Gotland und Fünen.

Die Überfahrt war nicht sehr spektakulär und dauert auch nicht sehr lange. Aber man konnte zu meiner Freude viele Kormorane sehen und fotografieren.

Dann ging es wieder mit dem Bus weiter (heute sind wir viel gefahren) - wer wissen will wie die Landschaft in Estland aussieht: Felder und Wälder.

Nach einem kurzen Stopp in unserem Hotel sind wir dann noch an die Südspitze der Insel nach Sääre gefahren. Der Leuchtturm Sõrve (estnisch Sõrve tuletorn) ist der zweitälteste Leuchtturm Estlands und ist 53m hoch.

Das Gebiet ist ideal für Seevögel und scheinbar auch für Kite-Surfer. Bis in die 1990er Jahre diente Sõrve (so heißt die Halbinsel) als Gelände für Raketenabschussbasen der sowjetischen Luftabwehr. Relikte aus dieser Zeit sind noch zu sehen.

Nach dem Abendessen habe ich dann noch einen ersten Spaziergang durch Kuressaare gemacht. Der historische deutsche Name der Stadt, Arensburg (niederdeutsch für „Adlerburg“), geht mir ehrlich gesagt leichter über die Zunge. Das estnische ist mit dem finnischen verwandt und somit für mich ein Buch mit Sieben Siegeln. 

Morgen werden wir auch die Burg besichtigen und etwas über die Geschichte der Stadt erfahren. Darauf freue ich mich, denn mir gefällt es nämlich schon jetzt. (Kein Wunder bei dem Licht"!)

2024 07 16 - Tag 3 - Im Moor

Heute war ein Tag nach meinem Geschmack - wir waren viel in der Natur! Es ging zum Lahemaa Nationalpark wo uns gleich eine Storchen-Großfamilie begrüßt hat.

Lahemaa ist der älteste unter den sechs estnischen Nationalparks und hat eine Größe von 725 km². Er umfasst dichte, unberührte Wälder, unendliche, sich bis zum Horizont ausdehnende Moore sowie Gebiete an der Ostseeküste.

Unser Ziel war das Moor, für mich ein Erlebnis - ich war noch nie in einem Moor (ich sollte das in Österreich unbedingt nachholen). Erst ging es ein Stück durch den Wald und dann hat sich die wunderschöne Moorlandschaft vor uns erstreckt. 

Ich habe mich in den Sonnentau verliebt. Ich hatte ja mal eine Sammlung von Fleischfressenden Pflanzen, aber sie sind halt doch sehr anfällig wenn man sich nicht gut genug um sie kümmert. Vielleicht starte ich wieder einen Versuch.

Leider hat man (fast) keine Tiere gesehen, kein Wunder - wir waren 16 Menschen die natürlich viel zu laut durch das Moor gestolpert sind. Aber es gibt sie dort die wilden Tiere: Wir haben die Spur eines Bären gesehen.

Ich muss gestehen, eigentlich war es ja eine Moorschuhwanderung, da ich die Teile aber nicht zusätzlich zu meiner Kameraausrüstung schleppen wollte habe ich auf die Moorschuhe verzichtet und mich todesmutig mit meinen Wandersandalen in das Moor begeben. Das war kein Fehler, denn es war sogar angenehm wenn es mal feucht wurde (mir war wie immer viel zu warm)

Nach der ca. 3-Stündigen Wanderung ging es dann zu einem Gutshof. Palmse wurde im Jahr 1287 zum ersten mal urkundlich erwähnt und gehörte damals zum Nonnenkloster St. Michael. Die Nonnen verkauften dann im Jahr 1510 den Gutshof, der dann im Laufe der Zeit von unterschiedlichen Adelsfamilien bewohnt wurde. 

Das Barocke Gutshaus wurde von der “von der Pahlens” Familie bewohnt. Der Vorgängerbau war  wahrscheinlich aus Holz und wurde in einem der unzähligen Kriege zerstört.

Die Anlage hat auch einige Nebengebäude die man besichtigen kann. Leider war die Zeit zu kurz Bemessen um alles zu sehen. Ich hätte gerne noch mehr von der Anlage in Ruhe angesehen - aber das ist bei einer Gruppenreise leider so. Man sieht viel, aber die Zeit ist immer zu kurz.

Sollte ich nochmals nach Estland kommen dann würde ich gerne mehr Zeit im Nationalpark verbringen und die verschiedenen Gutshöfe besichtigen und die Natur genießen.

Wir sind dann noch die Allee entlang gefahren die am Gutshof vorbeiführt. Diese bringt einen direkt zu einen Friedhof auf dem auch die “von der Pahlens” in einen abgezäunten Bereich begraben sind.

Es ging danach zu einem Mittagspausen-Stopp - zu meiner großen Freude (ich esse ja Mittag nichts wenn wir eh am Abend verköstigt werden) lag das Bistro am Waldrand mit einer wunderschönen Naturwiese auf dem sich die Schmetterlinge tummelten.

Der letzte Programmpunkt war dann noch ein Abstecher an die Ostsee: Wir fuhren nach Käsmu.

Die ersten schriftlichen Daten über das Dorf Käsmu stammen aus dem Jahr 1453. In Käsmu existierte eine Seeschule und fast in jeder Familie gab es einen eigenen Kapitän oder Steuermann und deswegen war Käsmu als „Kapitänsdorf“ bekannt.

Dort konnte ich dann endlich Vögel fotografieren, besonders habe ich mich über das Möwenküken gefreut das auf einem der Felsen auf die Möwenmama gewartet hat. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube es ist eine Silbermöwe.

2024 07 15 - Tag 2 - Tallinn

Heute war ich den ganzen Tag in Tallinn unterwegs. Es hat eine lange Geschichte aufzuweisen, Tallinn wurde von Russen, Schweden, Polen und Dänen erobert. Das spiegelt sich auch in der Architektur wieder, hier gibt es unterschiedlichsten Baustile auf engsten Raum.

Der deutsche Name Tallinns lautete Reval Er verweist auf die Legende, wonach der dänische König ein Reh jagte, welches dann hier von den Klippen des Dombergs stürzte - also ein Reh-Fall.

Kirchen gibt es in den unterschiedlichsten Bauformen, und für die unterschiedlichsten Glaubensrichtungen. Sei es die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale oder die evangelische St. Olaikirche, die mit ihrem 124m hohen Turm als Wahrzeichen Tallinns gilt.

Bekannt sind aber auch die mittelalterlichen Strukturen - hier natürlich vor allem die Festungsanlagen. Es gab hier einmal 46 Türme, davon sind noch immer 26 Türme und 1850 Meter Stadtmauer enthalten.

Die Türme haben natürlich auch Namen, so gibt es den Kiek in de Kök (Schau in die Küche), die dicke Margarete oder den langen Hermann.

Das Rathaus wurde 1322 das erste mal urkundlich erwähnt und hat sein Erscheinungsbild im Laufe der Zeit mehrfach geändert. Hier hat die Wetterfahne auf dem Turm einen Namen: “Alter Toomas”

In den Gassen finden sich viele schöne Portale, aber auch verwunschene Ecken. Das Portal unten gehört zum Haus der Bruderschaft der Schwarzhäupter. Da nur verheiratete Kaufleute in der Großen Gilde aufgenommen werden konnten, haben die unverheirateten Männer einfach eine eigene Gilde gegründet. Die Bruderschaft existierte von 1399 bis 1940 (dann nur mehr als Schwarzhäupterklub). 

Ein kulinarischer Tipp: Die frisch gerösteten Mandeln kann ich nur wärmstens empfehlen. Generell habe ich hier in Tallinn sowohl gestern als auch heute ausgezeichnet gegessen.

Nach der sehr umfangreichen Besichtigung der Altstadt ging es dann mit dem Bus nach Kadriorg (das hätte man aber auch zu Fuß geschafft, es sind nur ca. 2 km). Den Palast hat Zar Peter I errichten lassen. Der Name bedeutet “Katharinental” und wurde nach seiner Frau benannt. Die Vollendung dieser Sommerresidenz hat der Zar nicht mehr erlebt.

Heute ist dort ein Kunstmuseum untergebracht. es gibt einen kleinen barocken Garten und in der Nähe einen Schwanenteich - in dem es keine Schwäne mehr gibt - angeblich wurden sie zu Tode gefüttert. Ob das stimmt? Naja ich bin mir nicht sicher

Zu guter Letzt waren wir auch noch in einem Künstlerviertel wo wir nicht nur Streetart bewundern konnten, sondern auch eine kleine Brauerei samt Bierverkostung (interessant und lecker) besucht haben.

2024 07 14 - Tag 1 - Willkommen im Baltikum

Es ist wieder soweit, diesmal bin ich wieder mit einer Kneissl-Touristik Gruppe unterwegs - und zwar im Baltikum. Und es gibt etwas zu feiern! Estland, in dem ich mich gerade befinde ist mein 50est Land. Nach einer langen Anreise über Frankfurt blieb heute nicht zu viel Zeit für Tallinn. Aber die Hauptstadt Estlands steht morgen sowieso den ganzen Tag auf dem Programm.

Wir haben uns von der Fahrt vom Flughafen zum Hotel mit ein paar Orten außerhalb des Stadtzentrums befasst. So waren wir bei der Sängerwiese. Das estnische Liederfest findet seit 1869 statt und zwar alle 5 Jahre. Die estnischen, lettischen und litauischen Lieder- und Tanzfeste wurden übrigens von der UNESCO als Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit anerkannt und sind seit 2008 immaterielles Kulturerbe der Menschheit.

Danach ging es in den Ortsteil Pirita, 1980 fanden hier die olympischen Segelbewerbe statt. Damals war Estland noch Teil der Sowjetunion.

Sehr hübsch sind die Holzhäuser die dort zu sehen sind. Ich hoffe auf noch mehr solcher Häuser im Laufe dieser Reise.

Nach dem Check-In im Hotel war ich dann noch alleine unterwegs. Da wir morgen ausgiebig die Altstadt besichtigen habe ich mich auf dem Weg zum Meer gemacht. Es gab auch auf dem Weg bereits einiges zu Entdecken. Tallinn liegt übrigens am Finnischen Meerbusen der Ostsee, etwa 80 Kilometer südlich von Helsinki.

Der Name der Stadt bedeutet “Dänische Stadt” oder “Dänische Burg” und geht auf die Eroberung durch den dänischen König Waldemar im Jahr 1219 zurück.

Ich habe heute schon einige Vögel gesehen. Ich freue mich schon darauf sie in Ruhe ablichten zu können und auf entspannte und informative 12 Tage hier im Baltikum.