Elisabeth Keider Photography

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2024 07 22 - Tag 9 - Auf Wiedersehen Lettland - Willkommen in Litauen

Heute Morgen haben wir Riga verlassen und uns auf dem Weg zum letzten der Baltischen Staaten gemacht, nach Litauen. Hier noch einmal ein letzter Blick auf die Stadt.

Unser erstes Ziel lag allerdings noch in Lettland. Das barocke Schloss Rundale. Vorbei ging es also an den üblichen Feldern aber auch an Schloss Baukas, das mit Sicherheit auch eine Besichtigung Wert wäre. Es spielt übrigens auch eine nicht unwesentliche Rolle für die Errichtung von Rundale.

Die Errichtung der Burg Bauska in der Mitte des 15. Jahrhunderts machten die Besitztümer der livischen Ordensmeister sicher. In den 1540er Jahre wurde dann auf den Besitzungen des Gut Rundale das erste Schloss errichtet, von diesem Vorgängerbau ist aber nichts mehr erhalten.

1735 erwarb Graf Ernst Johann Biron das Gut. Er war ein Günstling und Favorit der Zarin Anna Joanowna. Ab 1737 war er der Regent Kurlands und lies dieses wunderschöne Schloss errichten. Der Architekt war niemand geringerer als Bartolomeo Francesco Rastrelli - er hat unter Anderem den Große Palast von Peterhof, den Katharinenpalast in Zarskoje Selo und den Winterpalast in Sankt Petersburg entworfen.

Mir gefällt die äußere Schlichtheit die das Schloss ausstrahlt, so prächtig es zum Teil in Inneren - zB im Goldenen Saal ausgestattet ist, so schlicht wirkt es von außen. Die Fassade ist schnörkellos und fügt sich perfekt in die Landschaft ein. Mir gefällt das sehr. 

Gefallen haben mir auch die Kachelöfen - die meisten sind nicht mehr Original erhalten, und man könnte denken das die Kacheln in Delft entstanden sind - alle sind in Blau-Weiß gehalten. Aber das war einfach der Stil der Zeit. Ich habe auch einen Bezug zu Österreich gefunden, neben Porzellan aus Meißen gab es auch ein paar Stücke aus dem Augarten. 

Der Garten ist ein ein typischer Barockgarten, mit seinen Alleen und Pergolen, alles in Sichtachsen angelegt. Ursprünglich sollten 3 Springbrunnen angelegt werden, hier ist Rastelli allerdings gescheitert und es wurden nur Bassins errichtet. Der heutige Springbrunnen wurde 2008 errichtet. 

Es gibt übrigens noch einen Wien-Bezug: In der grafischen Sammlung der Albertina gibt es 8 Blätter des Bauentwurfes des Schloss Rundale. Das Schloss war unser letzter Stopp in Lettland, weiter ging es nach Litauen.

Unser erster Stopp: Der “Berg” der Kreuze (ich würde es ja eher Hügel nennen) - es ist eine Pilgerstätte wie ich sie noch nie gesehen habe. Hier sind unzählige Kreuze - große und kleine, manche stehen, manche sind an Ketten aufgehängt. Wenn man es nicht gesehen hat würde man es nicht glauben. Die Pilger stellen die Kreuze aus Dank auf oder weil sie einen Wunsch haben. 

Es gibt 2 Legenden warum sich hier die Kreuze befinden: Bei der Einen erschien dem Vater einer kranken Tochter von einer weiße Frauengestalt, die ihm weissagte das seine Tochter wieder gesund werden würde wenn er ein Kreuz auf dem Hügel aufstellt. Und so kam es dann auch.

Der Hügel war wahrscheinlich ein mittelalterlicher Burghügel, wobei die Burg den Namen Jurgaičiai getragen haben soll und 1348 von Kreuzrittern zerstört worden ist. Bereits zu dieser Zeit war der zumindest zum Teil künstlich angelegte Hügel vermutlich eine Gebets- und Opferstätte. Das mit der Opferstätte glaube ich sofort. Litauen wurde ja sehr spät christianisiert und ich vermute das einfach die alten Opfer durch das Opfer der “neuen” Kreuze ausgetauscht wurden.

Unsere Mittagspause hatten wir dann in Siauliai. Eine nette kleine Stadt wie ich finde, ich war statt zu essen in der Stadt bummeln und auch im wunderschönen Peter und Paul Dom (oben im Bild)  

Unser Hotel liegt für die nächsten beiden Nächte in Klaipeda. Auf Deutsch heißt die Stadt Memel und wurde um 1250 gegründet es war die älteste Stadt im späteren Ostpreußen. Das Gebiet ist aber bereits seit der letzten Eiszeit besiedelt. 

Ein Sohn der Stadt war Simon Dach, er hat die Verse für das Lied “Ännchen von Tharau” verfasst. Ihre Statue ist unten im Bild zu sehen.

Annchen von Tharau ist, die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.

Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz; Auf mich gerichtet in Lieb’ und in Schmerz.

Annchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

Käm’ alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnet bei einander zu stahn.

Krankheit, Verfolgung, Betrübniß und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung seyn.

Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, Je mehr ihn Hagel und Regen anficht;

So wird die Lieb’ in uns mächtig und groß Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.

Würdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt;

Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer, Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.

Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn, Mein Leben schließ’ ich um deines herum.

Was ich gebiete, wird von dir gethan, Was ich verbiete, das läst du mir stahn.

Was hat die Liebe doch für ein Bestand, Wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand?

Wo man sich peiniget, zanket und schlägt, Und gleich den Hunden und Kazen beträgt?

Annchen von Tharau, das woll’n wir nicht thun; Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.

Was ich begehre, ist lieb dir und gut; Ich laß den Rock dir, du läßt mir den Hut!

Dies ist uns Annchen die süsseste Ruh, Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.

Dies macht das Leben zum himmlischen Reich, Durch Zanken wird es der Hölle gleich.