Ein Spaziergang durch Groß Enzersdorf

Heute war ich in Groß-Enzersdorf spazieren. Die kleine Stadt am Rande Wiens ist eine von Österreichs Stadtmauerstädten. Die Stadtmauer von Groß Enzersdorf wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet und umschließt auch heute noch fast vollständigen den Stadtkern.

An der Stadtmauer liegt eine kleine Marienkapelle, die Reiterringkapelle. Im Jahr 1830 kam es zu einem verheerenden Hochwasser bei dem 74 Menschen ums Leben kamen, ganze Dörfer wurden zerstört. Groß-Enzersdorf wurde von den Fluten verschont und eine rätselhafte Ikone, “die schwarze Madonna” wurde von den Fluten angespült. Um ihr für die Errettung der Stadt zu Danken stiftete der Gutsbesitzer Stefan Glaser die Kapelle. Auch heute noch finden am 15. August Marienprozessionen zur Kapelle statt.

Der Bauherr der Stadtmauer war Bischof Berthold von Wehringen, Bischof von Freising und Kanzler des Herzogtums. Die an ein "W” erinnernden Zacken im Wappen Groß-Enzersdorfs gehen auf das Wappen der Wehringer zurück, der Mohrenkopf stammt aus dem Wappen Freisings. Von 1202 bis 1803 gehörte Groß Enzersdorf zum Stift Freising.

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Die Stadtpfarrkirche wurde 1203 vom bayrischen Hochstift Freising gegründet. Die mächtige Wehrkirche steht weit sichtbar in der Stadtmitte. Im Kern eine frühgotische Pfeilerbasilika wurde sie im Jahr 17. Jahrhundert barockisiert.

Das Rathaus von Groß Enzersdorf ist eigentlich das ehemalige Bürgerspital das 1423 von den Freisingern gestiftet wurde. Es wurde 1697 erneuert und 1794 profanisiert.

In Groß Enzersdorf war auch eines der k.u.k. Dragonerregimente untergebracht, ein Kavallerie Regiment. Nach deren Auflösung wurde die Kaserne in einen Meiereibetrieb der Stadt Wien umgewandelt. Heute wird dort gewohnt.

Natürlich war ich auch auf dem Friedhof von Groß Enzersdorf. Was ich interessant fand, dort gibt es einen kleinen Teil der den russischen Soldaten gewidmet ist die im zweiten Weltkrieg für die Befreiung Österreichs gestorben sind.

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Es gibt noch etwas anderes in Groß Enzersdorf das an den Nationalsozialismus erinnert, man würde daran aber mit Sicherheit nicht denken - den Donau-Oder-Kanal. Zwar träumte schon Kaiser Karl im. Jahrhundert von einer schiffbaren Verbindung zwischen Oder und Donau, aber erst in der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Pläne wieder aufgenommen. Von den geplanten 40km in Österreich wurden bis zum Jahr 1940 nur die wenigen Kilometer in der Lobau und bei Groß Enzersdorf realisiert.

Zu guter Letzt: Das Autokino von Groß Enzersdorf. Dieses ist Österreichs einziges Autokino. Eröffnet wurde es am 02.08.1967 mit dem Film “Apache”. Nach einer zwischenzeitlichen Pause und alleiniger Nutzung als großer Flohmarkt hat das Kino im Jahr 2020 wieder eröffnet.