Nach dem gestrigen “Aufwärmen” in Longyearbyen ging es heute endlich so richtig los. Aber bevor es auf unser Schiff ging waren wir noch auf einem kleinen Ausflug. Erst ging es zu dem wohl meistfotografierten Schild auf Spitzbergen. Ab hier darf man nur mehr bewaffnet unterwegs sein. Die Gefahr einem Eisbären zu begegnen ist immer gegeben, und erst wenige Tage zuvor kam der König der Arktis der Stadt zu nahe und musste mit Hubschraubern vertrieben werden.
Unsere Fahrt ging aber über die Stadtgrenze, und damit über dieses Schild hinaus, vorbei an Kohleminen und verwunschenen Landschaften (vor allem weil alles Nebelverhangen war) ging es zum Camp Barentz, benannt nach dem Entdecker von Svalbard, Willem Barentz.
Dort haben wir erst eine kleine Einführung in das Hundeschlittenfahren bekommen und konnte die Schlittenhunde bewundern und streicheln. Außerdem haben wir bei heißen Getränken und einer kleinen Jause alles über den Eisbären erfahren.
Im Normalfall ziehen 6 der Hunde einen Schlitten. Die starken Hunde hinten und die intelligenteren Hunde (das sind meistens die Weibchen - Nein, das habe ich gerade nicht erfunden!) laufen vorne - denn sie müssen die Kommandos umsetzen können. Wichtig: Wenn der Bremsanker gelöst wird (ja die Schlitten haben einen Anker) muss man bereit sein und den Fuß auf der Bremse haben - denn die Hunde starten sofort durch.
Mein erstes Spitzbergen-Rentier habe ich dann auch beim Camp entdeckt. Diese Art ist endemisch auf Spitzbergen und bewegt sich überall frei herum. Auch in den “Städten” sind sie anzutreffen. Man schätzt den Bestand auf dem Archipel auf ca. 10.000 Rentiere.
Zurück in Longyearbyen ging es erst noch ins kleine aber feine Museum. Dort lernt man alles über die Geschichte der Insel und die Tierwelt. Und dann ging es endlich auf die Nordstjernen! Das nach dem Nordstern benannte Schiff wurde 1956 erbaut und 2014 modernisiert. Es war ursprünglich ein Postschiff und meine Kabine (die größte am Schiff und die Einzige ohne Stockbett) war ursprünglich die des Postmeisters.
Eine schöne Überraschung: wir waren nur 42 Gäste an Bord und in der deutschsprachigen Gruppe waren wir nur Sieben! Nach einer kleinen Einweisung was im Notfall zu tun ist (wo sind die Rettungsboote, wo die Schwimmwesten) und einer Vorstellungsrunde der Guides und ein kurzes Briefing, ging es bei herrlichem Wetter hinaus aus den Adventfjorden.
Das Wetter wechselt hier übrigens ständig. Mal gibt es Sonne, dann ist wieder alles Nebelverhangen. Aufgrund der Mitternachtssonne bleibt es immer hell. Ich habe mich fast nur an Deck aufgehalten, um ja nichts zu verpassen - nur zum schlafen und essen ging es hinein. Vorbei an wunderschönen Landschaften und begleitet von Vögeln - die ersten Papageientaucher und Dickschnabellummen konnten wir bereits erspähen, und wer schnell war auch fotografieren.
Unseren ersten Landgang hatten wir am späteren Nachmittag am Vogelfelsen “Alkhornet”, er thront 617 Meter hoch am Eingang des Isfjord. Dort war gleich das erste Highlight das wir beobachten konnten: Wir wurden Zeuge wie ein kleines Dickschnabellummenküken von seinen Eltern von den Klippen heruntergelockt wurde. Die Kleinen springen hinunter und werden durch den Wind etwas abgebremst, bevor sie auf der Wasseroberfläche aufkommen. Fotografieren oder filmen ging sich nicht aus, aber das Erlebnis war Einmalig: Ein Elternteil voran, danach das Küken und der zweite Elternteil hinterher.
Im Bild oben sieht man übrigens die Nordstjernen und unten sieht man eines unserer Landungsboote. Mike, unser Guide, hat nicht nur gut auf uns aufgepasst (immer bewaffnet wegen der Eisbären) sondern uns mit vielen Informationen versorgt.
Die Vegetation besteht hauptsächlich aus Moosen und Flechten - aber es gibt auch Bäume die nicht größer sind als Gänseblümchen. Sie sind nur aufgrund ihrer Struktur den Bäumen zuzurechnen. Das wir auch mit Tiersichtungen belohnt werden würden, hätten uns schon die Relikte wie Knochen und Fell verraten können. Aber das es so großartig wird, damit haben nicht einmal die Guides gerechnet.
Denn, überhaupt nicht scheu und völlig davon unbeeindruckt das 42 Touristen und ihre Guides ihre Kameras und Ferngläser auf ihn richteten, da war ein Polarfuchs - noch nicht im weißen Winterfell aber einfach wunderschön! Etwas weiter weg war auch noch ein Weiterer Fuchs zu sehen, aber dieser hier hatte uns fest in seinem Bann.
Der Polarfuchs wechselt die Fellfarbe je nach Jahreszeit, dieser hier präsentierte sich im schönsten Sommerfell.
Und wenn man sich vom Fuchs losreißen konnte und sich umgedreht hat (gar nicht so leicht) war da eine Rentierfamilie. Ein paar erwachsene Tiere und 2 Jungtiere grasten friedlich vor sich hin, ebenso wie der Fuchs völlig unbeeindruckt von uns Menschen.
Und das alles am Fuße des Vogelfelsens auf die Dreizehenmöwen laut kreischend brüteten. Zurück am Strand konnte ich dann auch noch Strandläufer fotografieren bevor wir wieder auf das Schiff zurück mussten.
Abgerundet wurde dieser perfekte Tag dann noch als während des Abendessens die Durchsage ertönte das wir unseren ersten Gletscher erreicht hatten - den Esmarkbreen (Breen heißt übrigens Gletscher auf Norwegisch). Also schnell die Kameras geschnappt (ja auch beim Essen lagen sie immer neben mir) und raus an Deck. Was für ein toller erster Tag an Bord!