Den heutigen Tag habe ich in Neapel verbracht, der drittgrößten Stadt des Landes. Die “Neustadt” Neapolis war eine griechische Gründung. Die Stadt hat einen ganz eigenen Charme, aber ich gebe zu mir ist es ein wenig zu laut und zu überlaufen.
Der erste geplante Programmpunkt heute war die Führung in den Katakomben von San Gennaro, was sich besonders heute gut trifft. Denn der Stadtheilige vollbringt auch genau heute wieder sein Blutwunder. Nach seiner Enthauptung wurde Blut in 2 Glasgefäßen aufgefangen. Jedes Jahr wird das ansonsten schon trockene Blut wieder Flüssig - wenn nicht droht der Stadt einer Katastrophe. Heute war das Blut wieder flüssig - die Stadt ist also weiterhin geschützt.
Die Führung in den Katakomben im Hügel von Capodimonte war sehr interessant. Die Katakomben gehen auf das 2. Jahrhundert zurück. Ihre Ursprünge sind mit einer Familiengrabstätte verbunden, die der christlichen Gemeinde überlassen wurde und zum offiziellen Friedhof und religiösen Zentrum erklärt wurde.
Danach bin ich durch die Stadt spaziert. Ich war zB in der Gallerie Umberto I - einer wunderschönen Einkaufspassage aus dem Jahr 1890.
Oder auch in den Prunkräumen des königlichen Schlosses. Es war bis 1861 eine Residenz des Hauses Bourbon-Sizilien und bis 1946 eine Residenz des Hauses Savoyen. Zu meiner großen Freude waren nicht allzu viele Menschen im Schloss unterwegs - die haben sich lieber draußen in den Straßen gestaut.
Weil es mir beim letzten Besuch so gut gefallen hat, war ich auch im Kloster von Santa Chiara. Die Kirche selbst war zu (Mittagspause) - und danach wahrscheinlich auch nicht zugänglich, weil es der Endpunkt der Sankt Gennaro Prozession war, und hier das Blutwunder gezeigt wurde (ich habe das dann Abends in Fernsehen gesehen). Aber der Kreuzgang war offen. Er wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts angelegt und 1740 mit einem Brunnenhaus, Begrenzungsmauern, Stützen und Bänken ausgestattet, die vollkommen mit ornamentalen und figürlichen Majolikabildern bedeckt sind.
Danach ging es zur zweiten Untergrundführung des heutigen Tages. Die Stadt ist ja großflächig untertunnelt. Und das schon seit der Antike - den der Tuffstein der hier gefördert wurde (ein Überbleibsel des Ausbruchs der Phlegräischen Felder) war ein beliebtes Baumaterial. Die so entstehenden Tunnel hat man dann gleich als Aquädukt genutzt, und das bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Klaustrophobisch darf man bei dieser Tour nicht sein - man zwängt sich durch zum Teil sehr enge Tunnel.
Versteckt in und unter einem Wohnhaus sind auch noch die Reste des antiken Theaters zu sehen - Kaiser Nero ist hier aufgetreten und hatte seinen eigenen Umkleideraum. Von Außen ahnt man nicht das hier einfach die römischen Reste des Theaters in den Bau integrierten wurden.
Es gibt übrigens auch einiges an Streetart zu entdecken - ich konzentriere mich in dieser Collage auf den aktuellsten der Stadtheiligen - Diego Maradona. Er ist überall zu finden und wird definitiv wie ein heiliger verehrt. Überhaupt entkommt man dem Fußball hier nicht - heute war ein Spiel gegen Lecce. Es wurde praktisch fast in jeder Bar und jedem Restaurant lautstark übertragen. Und da der SSC Napoli gerade die Tabelle anführt ist die Stadt sowieso im Ausnahmezustand (sie haben heute 1:0 gewonnen - ich war während des Spiels gerade essen und habe es selbst miterlebt wie die Kellner und das halbe Restaurant vor Freude gehüpft sind - also jeder bis auf die Touristen)
Mein Fazit, auch wenn meine “Ich hasse Menschen” Momente heute oft an die Oberfläche gekommen sind werde ich wiederkommen. Nicht unbedingt wegen der Stadt selbst - wobei ich auch noch die anderen Untergrundtouren machen möchte - sondern weil es in der Umgebung noch so viel zu erkunden gibt das ich sehen möchte.