Tag 3 - 03.05.2025 - Neapel

Den heutigen Tag habe ich in Neapel verbracht, der drittgrößten Stadt des Landes. Die “Neustadt” Neapolis war eine griechische Gründung. Die Stadt hat einen ganz eigenen Charme, aber ich gebe zu mir ist es ein wenig zu laut und zu überlaufen. 

Der erste geplante Programmpunkt heute war die Führung in den Katakomben von San Gennaro, was sich besonders heute gut trifft. Denn der Stadtheilige vollbringt auch genau heute wieder sein Blutwunder. Nach seiner Enthauptung wurde Blut in 2 Glasgefäßen aufgefangen. Jedes Jahr wird das ansonsten schon trockene Blut wieder Flüssig - wenn nicht droht der Stadt einer Katastrophe. Heute war das Blut wieder flüssig - die Stadt ist also weiterhin geschützt.

Die Führung in den Katakomben im Hügel von Capodimonte war sehr interessant. Die Katakomben gehen auf das 2. Jahrhundert zurück. Ihre Ursprünge sind mit einer Familiengrabstätte verbunden, die der christlichen Gemeinde überlassen wurde und zum offiziellen Friedhof und religiösen Zentrum erklärt wurde.

Danach bin ich durch die Stadt spaziert. Ich war zB in der Gallerie Umberto I - einer wunderschönen Einkaufspassage aus dem Jahr 1890.

Oder auch in den Prunkräumen des königlichen Schlosses. Es war bis 1861 eine Residenz des Hauses Bourbon-Sizilien und bis 1946 eine Residenz des Hauses Savoyen. Zu meiner großen Freude waren nicht allzu viele Menschen im Schloss unterwegs - die haben sich lieber draußen in den Straßen gestaut. 

Weil es mir beim letzten Besuch so gut gefallen hat, war ich auch im Kloster von Santa Chiara. Die Kirche selbst war zu (Mittagspause) - und danach wahrscheinlich auch nicht zugänglich, weil es der Endpunkt der Sankt Gennaro Prozession war, und hier das Blutwunder gezeigt wurde (ich habe das dann Abends in Fernsehen gesehen). Aber der Kreuzgang war offen. Er wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts angelegt und 1740 mit einem Brunnenhaus, Begrenzungsmauern, Stützen und Bänken ausgestattet, die vollkommen mit ornamentalen und figürlichen Majolikabildern bedeckt sind.

Danach ging es zur zweiten Untergrundführung des heutigen Tages. Die Stadt ist ja großflächig untertunnelt. Und das schon seit der Antike - den der Tuffstein der hier gefördert wurde (ein Überbleibsel des Ausbruchs der Phlegräischen Felder) war ein beliebtes Baumaterial. Die so entstehenden Tunnel hat man dann gleich als Aquädukt genutzt, und das bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Klaustrophobisch darf man bei dieser Tour nicht sein - man zwängt sich durch zum Teil sehr enge Tunnel.

Versteckt in und unter einem Wohnhaus sind auch noch die Reste des antiken Theaters zu sehen - Kaiser Nero ist hier aufgetreten und hatte seinen eigenen Umkleideraum. Von Außen ahnt man nicht das hier einfach die römischen Reste des Theaters in den Bau integrierten wurden.

Es gibt übrigens auch einiges an Streetart zu entdecken - ich konzentriere mich in dieser Collage auf den aktuellsten der Stadtheiligen - Diego Maradona. Er ist überall zu finden und wird definitiv wie ein heiliger verehrt. Überhaupt entkommt man dem Fußball hier nicht - heute war ein Spiel gegen Lecce. Es wurde praktisch fast in jeder Bar und jedem Restaurant lautstark übertragen. Und da der SSC Napoli gerade die Tabelle anführt ist die Stadt sowieso im Ausnahmezustand (sie haben heute 1:0 gewonnen - ich war während des Spiels gerade essen und habe es selbst miterlebt wie die Kellner und das halbe Restaurant vor Freude gehüpft sind - also jeder bis auf die Touristen)

Mein Fazit, auch wenn meine “Ich hasse Menschen” Momente heute oft an die Oberfläche gekommen sind werde ich wiederkommen. Nicht unbedingt wegen der Stadt selbst - wobei ich auch noch die anderen Untergrundtouren machen möchte - sondern weil es in der Umgebung noch so viel zu erkunden gibt das ich sehen möchte.

Tag 2 - 02.05.2025 - Die Phlegräischen Felder

Heute habe ich mich im Bereich der Phlegräischen Felder herumgeschlagen. Die Phlegräischen Felder sind ein klassisches Beispiel für ein Vulkanfeld. Diseses ruht auf einer Caldera und bildet mit den Vulkaninseln Procida und Ischia das Phlegräische Vulkansystem. Die Phlegräischen Felder werden als Supervulkan eingestuft. Sie lösten die größte explosive Eruption der letzten 200.000 Jahre im Mittelmeerraum aus

Vom Vulkan selbst habe ich nichts gesehen - der Eingang zur Unterwelt ist seit einem tödlichen Unfall gesperrt. Ich habe mich mit dem Bus aufgemacht ins antike Baiae. Baiae war der alte Hafen der von griechischen Kolonisten gegründeten Stadt Cumae. Der Name soll von Baios, dem Steuermann des Odysseus, stammen.

Baiae war für seine Quellen bekannt und entwickelte sich vor allem in der späten römischen Republik und am Beginn der Kaiserzeit zu einem beliebten Heilbad und Erholungsort. Zahlreiche wohlhabende Römer wie Caesar oder Cicero ließen in der Umgebung der Stadt teilweise aufwändige Villen errichten.

Auch römische Kaiser wie Caligula, Nero oder Hadrian konnte man hier treffen. Ein Teil des Gebiets von Baiae war seit Augustus kaiserlicher Besitz. Ich habe mir zuerst den archäologischen Park angesehen - in dem ich ganz alleine Unterwegs war.

In diesem Park finden sich umfangreiche Reste antiker Thermenbauten erhalten. Drei römische Kuppelbauten tragen traditionelle Bezeichnungen als „Tempel“, gehörten aber in Wirklichkeit zu den Thermenanlagen.

Durch Veränderungen des Meeresspiegels (Bradyseismos) liegen einige Teile des antiken Ortes inzwischen unter Wasser, hier wurde ein archäologisches Schutzgebiet – der Unterwasserarchäologiepark Baiae - eingerichtet. Diesen habe ich heute mit einem Glasbodenboot besucht.

Bevor ich das gemacht habe, habe ich mir noch die virtuelle Tour der versunkenen Thermen angesehen. Das kann ich nur empfehlen. Mit einer VR Brille kann man sehen wie die Thermen ausgesehen haben, deren spärlichen Reste man dann unter Wasser entdecken kann.

Das Kastell von Baia ist übrigens auf den Ruinen einer Villa von Julius Cäsars entstanden. Und hier in Baiae lies Nero seine Mutter Agrippina ermorden. Alles hier atmet Geschichte - ich liebe es!

Nach der Bootsfahrt hatte ich dann die verrückte Idee, die 5 km zu den Ausgrabungen von Cumae zu laufen. Und das in der größten Hitze. Wenigstens am Lago Fusaro konnte ich der stark befahrenen Straße entkommen.

Aber der Marsch hat sich ausgezahlt. Cumae wurde um 740 v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Chalkis und Eretria gegründet, und war damit die erste griechische Apoikie auf dem italienischen Festland.

Cumae wurde berühmt als der Ort, an dem die Sibylle von Cumae wahrsagte. Die Höhle der Sibylle liegt in einem Raum, zu dem ein 131 Meter langer Gang führt, der mit vielen Verzweigungen in den Südhang des Burgberges geschlagen wurde. Der älteste Teil dieser Anlage stammt aus dem 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr.

Auf der Akropolis, das ist der Burgberg einer griechischen Stadt, findet sich ein Zeustempel aus dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. Dieser wurde im 5. Jahrhundert n. Chr. in eine Basilika umgewidmet.

Ein wenig unterhalb findet sich dann noch ein Heiligtum für Apollo und auch ein kleineres für seine Schwester Artemis. Also für Sonne und Mond - da Apollo ja auch für Weissagungen zuständig war, wundert es mich nicht seinen Tempel an der Wirkstätte der Sibylle zu finden. 

Die Lage der Stadt ist natürlich auch ein Traum - und auch hier ist einiges noch nicht ausgegraben worden. Leider konnte nur die Akropolis besucht werden und nicht die Ausgrabungen der Unterstadt.

Mit diesem Blick von der Akropolis sage ich den alten Römern für heute Auf Wiedersehen - leider ist die Zeit nur so verronnen und einen Teil der römischen Ausgrabungen muss ich mir für meinen nächsten Besuch aufheben - denn morgen steht Neapel auf dem Programm.

Tag 1 - 01.05.2025 - Herculaneum

Ich war ja schon einmal hier in der Gegend, und auch in Neapel, damals im Jahr 2019 habe ich mir schon Pompeji angesehen, aber Herculaneum stand noch auf meiner Wunschliste. Das wir diese antike Stadt heute besuchen können verdanken wir dem Vulkan unten im Bild - dem Vesuv.

Im Jahr 79 n.Chr. gab es einen, bestens dokumentierten, Ausbruch dieses Vulkans. Die an den westlichen Hängen des Vulkans niedergehende Asche vermischte sich mit dem Regenwasser und bildete so eine bis zu 100 km/h schnelle und heiße Schlammlawine, Herculaneum wurde so von einer etwa 13–20 Meter dicke Schlammschicht bedeckt. Dieses Material verfestigte sich beim Abkühlen zu einer dichten Masse von Tuffstein. Die Stadt blieb unter dieser Schutzschicht, die sich zu Stein verhärtete, sehr gut erhalten. 

Die Ausgrabungsstätte ist wesentlich kleiner als in Pompeji, die Häuser sind dafür aber besser erhalten. Ein Teil ist noch immer unter der modernen Stadt verschüttet - so zB das Forum und die sicher vorhandenen Tempel. Man kann 20000 Menschen wegen Ausgrabungen aber nicht einfach umsiedeln.

Gefunden hat man die Stadt, deren Lage im Laufe der Geschichte verloren ging, erst 1709. Da stieß ein Bauer zufällig beim Ausschachten eines Brunnens auf die Reste des Theaters von Herculaneum. Der König von Neapel, Karl VII., ließ ab 1738 unter anderem durch Soldaten und Zwangsarbeiter systematische Ausgrabungen durchführen.

Zum Zeitpunkt der Zerstörung hatte es etwa 4000 Einwohner. Die Ausstattung der freigelegten Häuser deutet aber auf teilweise großen Wohlstand der Einwohner hin. Herculaneum wurde gerne als Sommerfrische gewählt. Viele reiche Römer bauten dort ihre Villen und lebten dort mit ihren Sklaven und Handwerkern.

Ich habe ja eine Führung mit einer Archäologin gemacht, und diese war total interessant und kann ich nur empfehlen. Man erfährt so vieles und wird auf Besonderheiten hingewiesen - und auf Unterschiede zu Pompeji. So verliefen die Abwasserkanäle hier unter der Straße, man kann sie noch immer sehen. 

Sehr schön war es auch die Thermen zu bewundern - siehe die Bilder oben und unten. Meistens sind man ja nur die Grundmauern, mit dem ausgeklügelten Hypokausten-System. Hier kann man noch sehen wie die Umkleideräume aufgebaut waren. Und Becken sind auch noch erhalten.

In einem der oberen Bildern sieht man auch den typischen Aufbau eines Straßenlokals mit seiner Theke und den eingelassenen Töpfen für das verkaufte Essen. Oder einer der selten gefunden Küchen einer Villa.

In manchen Häusern hat sich auch noch das Holz erhalten (praktisch “versteinert” durch die Naturkräfte des Ausbruchs). Man sieht daher die Balustraden der oberen Stockwerke oder die beeindruckenden Holztüren - zB die Falttüren die es schon gab (siehe im Bild unten links - der dunkle linke Teil ist noch Original erhalten)

Ich bin ja ein Fan der römischen Baukunst - hätte ich ein Haus, es müsste im Stil einer römischen Villa erbaut sein. Was man hier übrigens überall sehen kann, wie bunt es hier war. In der Renaissance wurde immer alles in reinem Weiß dargestellt. Hier sieht man das Naturtöne vorherrschten: Rot und Ocker waren scheinbar hoch im Kurs. 

Was ich außerdem nach dem Besuch der Ausgrabungen empfehlen kann, ist das virtuelle Museum. Hier entstehen in Computeranimationen die Gebäude wieder zur vollen Pracht. Nicht nur die hier in Herculaneum sondern auch zB das Forum von Pompeji. 

Die Ausgrabungsstätte endet übrigens direkt an der damaligen Meeresküste - eigentlich würde ich bei dieser Aufnahme (unten) im Wasser stehen. Heute ist die Küstenlinie 2km weiter draußen. Im Hintergrund kann man gut sehen wie nahe der Vesuv der Stadt ist. 

In den Bootshäusern am Hafen hat man übrigens 250 Skelette gefunden - erst hatte man aufgrund der wenigen Skelettfunde in der Stadt angenommen, dass den Meisten die Flucht gelungen ist. Viele Alte und Kranke hatten sich in vermeintlicher Sicherheit hier verschanzt, wahrscheinlich um auf Rettung über das Meer zu hoffen. 

Zurück in Neapel war ich dann ein wenig Spazieren - einen reinen Neapel Tag mache ich übermorgen, heute war es mehr die Sehnsucht nach dem Meer die mich zum Castel dell’Ovo - der Eierfestung geführt hat. Es ist die älteste erhaltene Befestigung der Stadt Neapel. Dem Namen liegt eine Legende zugrunde, nach der der römische Dichter Vergil ein Ei in das Fundament des Bauwerks gelegt haben soll. Im Mittelalter stand Vergil im Ruf, ein mächtiger Zauberer gewesen zu sein. Solange das Ei heil bliebe, sei auch die Stadt vor dem Untergang geschützt.