Tag 1 - 01.05.2025 - Herculaneum

Ich war ja schon einmal hier in der Gegend, und auch in Neapel, damals im Jahr 2019 habe ich mir schon Pompeji angesehen, aber Herculaneum stand noch auf meiner Wunschliste. Das wir diese antike Stadt heute besuchen können verdanken wir dem Vulkan unten im Bild - dem Vesuv.

Im Jahr 79 n.Chr. gab es einen, bestens dokumentierten, Ausbruch dieses Vulkans. Die an den westlichen Hängen des Vulkans niedergehende Asche vermischte sich mit dem Regenwasser und bildete so eine bis zu 100 km/h schnelle und heiße Schlammlawine, Herculaneum wurde so von einer etwa 13–20 Meter dicke Schlammschicht bedeckt. Dieses Material verfestigte sich beim Abkühlen zu einer dichten Masse von Tuffstein. Die Stadt blieb unter dieser Schutzschicht, die sich zu Stein verhärtete, sehr gut erhalten. 

Die Ausgrabungsstätte ist wesentlich kleiner als in Pompeji, die Häuser sind dafür aber besser erhalten. Ein Teil ist noch immer unter der modernen Stadt verschüttet - so zB das Forum und die sicher vorhandenen Tempel. Man kann 20000 Menschen wegen Ausgrabungen aber nicht einfach umsiedeln.

Gefunden hat man die Stadt, deren Lage im Laufe der Geschichte verloren ging, erst 1709. Da stieß ein Bauer zufällig beim Ausschachten eines Brunnens auf die Reste des Theaters von Herculaneum. Der König von Neapel, Karl VII., ließ ab 1738 unter anderem durch Soldaten und Zwangsarbeiter systematische Ausgrabungen durchführen.

Zum Zeitpunkt der Zerstörung hatte es etwa 4000 Einwohner. Die Ausstattung der freigelegten Häuser deutet aber auf teilweise großen Wohlstand der Einwohner hin. Herculaneum wurde gerne als Sommerfrische gewählt. Viele reiche Römer bauten dort ihre Villen und lebten dort mit ihren Sklaven und Handwerkern.

Ich habe ja eine Führung mit einer Archäologin gemacht, und diese war total interessant und kann ich nur empfehlen. Man erfährt so vieles und wird auf Besonderheiten hingewiesen - und auf Unterschiede zu Pompeji. So verliefen die Abwasserkanäle hier unter der Straße, man kann sie noch immer sehen. 

Sehr schön war es auch die Thermen zu bewundern - siehe die Bilder oben und unten. Meistens sind man ja nur die Grundmauern, mit dem ausgeklügelten Hypokausten-System. Hier kann man noch sehen wie die Umkleideräume aufgebaut waren. Und Becken sind auch noch erhalten.

In einem der oberen Bildern sieht man auch den typischen Aufbau eines Straßenlokals mit seiner Theke und den eingelassenen Töpfen für das verkaufte Essen. Oder einer der selten gefunden Küchen einer Villa.

In manchen Häusern hat sich auch noch das Holz erhalten (praktisch “versteinert” durch die Naturkräfte des Ausbruchs). Man sieht daher die Balustraden der oberen Stockwerke oder die beeindruckenden Holztüren - zB die Falttüren die es schon gab (siehe im Bild unten links - der dunkle linke Teil ist noch Original erhalten)

Ich bin ja ein Fan der römischen Baukunst - hätte ich ein Haus, es müsste im Stil einer römischen Villa erbaut sein. Was man hier übrigens überall sehen kann, wie bunt es hier war. In der Renaissance wurde immer alles in reinem Weiß dargestellt. Hier sieht man das Naturtöne vorherrschten: Rot und Ocker waren scheinbar hoch im Kurs. 

Was ich außerdem nach dem Besuch der Ausgrabungen empfehlen kann, ist das virtuelle Museum. Hier entstehen in Computeranimationen die Gebäude wieder zur vollen Pracht. Nicht nur die hier in Herculaneum sondern auch zB das Forum von Pompeji. 

Die Ausgrabungsstätte endet übrigens direkt an der damaligen Meeresküste - eigentlich würde ich bei dieser Aufnahme (unten) im Wasser stehen. Heute ist die Küstenlinie 2km weiter draußen. Im Hintergrund kann man gut sehen wie nahe der Vesuv der Stadt ist. 

In den Bootshäusern am Hafen hat man übrigens 250 Skelette gefunden - erst hatte man aufgrund der wenigen Skelettfunde in der Stadt angenommen, dass den Meisten die Flucht gelungen ist. Viele Alte und Kranke hatten sich in vermeintlicher Sicherheit hier verschanzt, wahrscheinlich um auf Rettung über das Meer zu hoffen. 

Zurück in Neapel war ich dann ein wenig Spazieren - einen reinen Neapel Tag mache ich übermorgen, heute war es mehr die Sehnsucht nach dem Meer die mich zum Castel dell’Ovo - der Eierfestung geführt hat. Es ist die älteste erhaltene Befestigung der Stadt Neapel. Dem Namen liegt eine Legende zugrunde, nach der der römische Dichter Vergil ein Ei in das Fundament des Bauwerks gelegt haben soll. Im Mittelalter stand Vergil im Ruf, ein mächtiger Zauberer gewesen zu sein. Solange das Ei heil bliebe, sei auch die Stadt vor dem Untergang geschützt.