2025 03 25 - Tag 4 - Luxus ist nichts für mich

Heute war der letzte Besichtigungstag hier in Oberitalien bzw. der südlichen Schweiz. Gleich in drei Regionen waren wir heute. Unser Hotel hier am Lago Maggiore liegt im Piemont. Der Comer See liegt in der Lombardei und Lugano im Tessin. Bevor es los ging habe ich heute endlich einen Sonnenaufgang fotografieren können. 

Unser erster Stopp war Como am gleichnamigen See. Gleich vorweg: Mir ist das hier zu kommerziell - genauso wie auch Lugano das wir später besuchen werden. Es mag ein Ort der Reichen und Schönen sein (wobei das liegt ja im Auge des Betrachters), mein Fall ist es nicht.

Als Erstes haben wir den Dom besucht. Wie so oft ist der Dom nicht unbedingt die schönste Kirche - Mit dem Bau wurde 1396 begonnen, die Fassade stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also eigentlich schon in der Renaissance, aber aufgrund des starken deutschen Einflusses hat sie noch deutlich gotische Züge. 

Mir hat die Kirche San Fedele besser gefallen. Diese Kirche wurde im ausgehenden 12. Jahrhundert gebaut. Sie wird zu beiden Seiten von Wohnhäusern flankiert, die direkt an die Kirche angrenzen. Die Kirche hat einen sogenannten Drei-Konchen-Chor, dieser wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts in Köln entwickelt - oder etwa doch nicht? Manche Forscher glauben das die Kölner hier abgeschaut haben. Man wird das wohl nie klären können - außer es tauchen schriftliche Zeugnisse auf. 

Ich fahre ja im Mai wieder nach Neapel. Und da gibt es auch einen Bezug zu Como - hier war der Geburtsort sowohl Plinius des Älteren als auch Plinius des Jüngeren. Letzterer gründete hier Bäder und eine Bibliothek und spendete Geld zur Unterstützung von Waisen. Der Geschichtsinteressierte weiß, Plinius der Ältere kam 79 n.Chr. beim Ausbruch des Vesuv ums Leben. Sein Neffe Plinius der Jüngere hat in seinen Briefen den Ausbruch genau beschrieben. Hier in Como wurden sie beide prominent an der Domfassade verewigt - und das als Nicht-Christen - Bemerkenswert!

Mir hat hier übrigens das Ensemble vor der Kirche San Fedele gut gefallen. Ich mag ja alte Gemäuer. Der Rest von Como war für mich ok aber nicht so schön. Das Urlaubsflair wie gestern am Ortasee hat sich bei mir nicht eingestellt.

Auch nicht bei der 1 Stündigen Fahrt auf dem See - ok die Villen die es so rund um den See gibt sind natürlich schon schön und beeindruckend. Aber irgendwie fehlt mir hier die “Lieblichkeit”. Vielleicht hätte man einen der kleineren Orte besuchen müssen. 

Die Skulptur im See ist übrigens nicht das N für Nespresso (das war meine Interpretation, es gibt hier ja einige Nespresso Shops - eh klar George Clooney wohnt ja nicht weit entfernt) sondern das Monument “Life Electric” vom Stararchitekten Daniel Libeskind, der die Skulptur so beschreibt: „Life Electric gründet sich auf der elektrischen Spannung zweier Pole einer Batterie, dem großen Geschenk Voltas an die Menschheit”. Der Physiker Volta ist einer der berühmtesten Söhne der Stadt (wahrscheinlich sogar der Berühmteste).

Nach Como ging es dann zum nächsten See - und wieder über die Grenze in die Schweiz - dem Luganer See. Wir haben die “Perle des Tessin” Lugano besucht. Die Stadt ist der drittgrößte Finanzplatz der Schweiz und ein Luxusgeschäft reiht sich hier an das Nächste. 

Total interessant ist die Kirche Santa Maria degli Angioli an der Uferpromenade von Lugano. Sie birgt das berühmteste Renaissancebild der Schweiz, erschaffen von Bernardino Luini (etwa 1480 – 1532), einem Schüler Leonardo da Vincis. Es handelt es sich um ein figurenreiches Freskengemälde von der Passion und der Kreuzigung Christi. Das Gemälde nimmt fast die ganze Wand ein, über 150 Personen und zahlreiche Pferde sind abgebildet

Die Kirche stammt aus den Jahren 1499 und 1500 und war einst Teil eines 1490 gegründeten Minoritenklosters. Im Jahr 1602 übernahmen die reformierten Franziskaner der Provinz Mailand den Komplex. Außen ist die Kirche total schlicht, aber meistens verstecken sich gerade in diesen Gotteshäusern die schönsten Kunstwerke. 

Ursprünglich war Lugano wohl im ersten Jahrtausend vor Christus vom Stamm der Lepontier besiedelt. Sie waren wahrscheinlich etruskischen Ursprungs, vermischten sich aber später mit den Keltischen Stämmen. Im 1. Jahrhundert vor Christus setzten sich dann die Römer hier fest. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Stadt im Jahr 804.

Mein Fazit zum heutigen Tag: Ich wünschte es gäbe mehr Besichtigungen mit historischen Bezug die nichts mit Kirchen zu tun haben - obwohl ich ja auch in unserer freien Zeit noch in 2 Kirchen war - aber ich weiß das nicht jeder so verrückt nach Ausgrabungen oder Archäologie ist. Oder eventuell eine Burg/Festung besichtigen will. Natürlich kommt man um solche Hauptorte der Region nur schwer herum, aber ich glaube es gibt sicher weniger bekannte - aber umso interessantere Orte die man besichtigen kann. Aber das ist wieder einmal meckern auf hohem Niveau - es war trotzdem ein toller Tag.