Ich war heute früh wach und wollte den Sonnenaufgang fotografieren - der war aufgrund der (noch) dichten Wolkendecke aber nicht sehr fotogen - aber dafür ein wenig mystisch (und ja auch ein Foto wert)
Nach dem Frühstück - und bei viel besseren Wetter - ging es dann los mit der Inseltour. Am Vormittag standen 2 der Borromäischen Inseln auf dem Programm. Warum Borromäische Inseln: Sie gehören noch immer dem Adelsgeschlecht Borromeo. Der wohl bekannteste Vertreter der Familie ist auch in Wien bekannt (wobei ich jetzt unterstelle das die meisten Wiener davon nichts wissen): Die Karlskirche heißt nicht so weil Karl VI sie erbauen ließ, sondern weil sie dem Heiligen Karl Borromäus geweiht ist.
Die Erste der besuchten Inseln war die Isola Bella - die Schöne Insel - hieß ursprünglich Isola Inferiore - die kleine Insel. 1630 wurde der die Insel unbenannt in Isola Isabella, daraus wurde das kürzere Isola Bella. Noch heute nutzt die Familie das Schloss als Sommerdomizil. Irgendwie schwer vorstellbar. Im Sommer tummeln sich unten unzählige Touristen und im 2ten Stock lebt der Adel.
Die Räume die wir besichtigten waren definitiv sehr beeindruckend und zeugen vom Reichtum dieses Adelsgeschlechts. Sie waren in den 1390er Jahren mit Bankgeschäften groß geworden und durch eine geschickte Heiratspolitik wurden sie immer reicher und mächtiger. Die Ländereien der Borromeo am Lago Maggiore bildeten zwischen 1445 und 1797 sogar einen eigenen Staat, den „stato borromaico“, dessen Territorium umfasste mehr als 1.000 km²
Sehr beeindruckend ist auch der italienische Barockgarten, hier leben einige weiße Pfauen. Gleich mehrere haben uns mit dem Schlagen von Rädern erfreut - es ist ja auch Frühling und die Kerle wollen die Weibchen beeindrucken.
Unsere Mittagspause haben wir dann auf der Isola dei Pescatori, der Fischerinsel, verbracht. Sie ist die einzige Insel im See, die seit Beginn des 14. Jahrhunderts bis heute dauerhaft bewohnt ist - derzeit übrigens von ca. 50 Personen.
Im Herbst und im Frühling steigt der Wasserspiegel des Lago Maggiore wegen der starken Niederschläge stark an und überschwemmt die Straßen der Insel und die Seepromenade. Daher befinden sich die Zugänge zu den Häusern fast ausschließlich im zweiten Stock.
Hier noch ein Blick hinüber nach Baveno, dieser Ort hat eine sehr traurige Vergangenheit: Während des Zweiten Weltkriegs kam es nach Italiens Kriegsaustritt und deutscher Besetzung im September 1943 im Massaker vom Lago Maggiore zu den ersten Massenmorden an Juden in Italien durch die SS. Dabei kamen vor allem Bewohner von Meina, Arona und Baveno um.
An den Seen hat man auch eine sehr umfangreiche Fauna - ich bin Begeistert von der Menge an Haubentauchern - und heute konnte ich sie beim Balzen beobachten und fotografieren.
Nach einem kleinen Stopp bei unserem Hotel ging es dann weiter zum Ortasee. Und dort hat es mir wirklich gut gefallen. Es ist ein Fjord-See - der Westlichste der italienischen Gletscherseen. Die Insel die wir besuchten ist die Isola San Giulio.
Der Name geht auf einen wundertätigen Griechen namens Julius zurück, der die Insel im 4. Jahrhundert von Drachen und Schlangen befreit haben soll. Was haben die Heiligen nur Immer gegen die Schlangen? Ok man sollte keinen Apfel von ihnen nehmen - aber sonst? Wegen dieser kleinen Begebenheit im Paradies werden sie jetzt als Bringer von Unheil und Chaos verteufelt. Naja - geht uns Frauen ja auch so, immer diese Erbsünde!
Angeblich liegt der Schlangenvertreiber auch hier in der Krypta begraben. Neben der Basilika dominiert die Abtei Mater Ecclesiae die Insel.
Der Ort “Orta San Giulio” weckt eindeutig Urlaubsfeeling. Hier gefällt es mir eindeutig besser als Gestern in Locarno oder Ascona. Vielleicht war es auch nur das Wetter - oder der Umstand das der Ort nicht überlaufen war - oder das wirklich gute Eis. Aber der Markt oder die Villa Crespi in ihrem maurischen Baustil sind einfach entzückend. Nicht umsonst ist der Ort Mitglied der Vereinigung I borghi più belli d’Italia (Die schönsten Orte Italiens).
Auf dem Weg zurück zu unserem Hotel hatten wir Glück und die mittelalterliche Festung “Rocca die Angera” lag im besten Abendlicht. Und hier schließt sich auch der Kreis - den auch diese Festung gehört den Borromäern.