2024 12 27 - Tag 2 - Kairouan

Heute hatten wir den ersten richtigen Besichtigungstag: Gleich in der Früh ging es nach Kairouan. Diese Stadt geht im Gegensatz zu vielen anderen Städten nicht auf eine frühere Besiedlung zurück, sondern wurde zwischen 666 und 670 zunächst als Heerlager gegründet.

Unser erster Stopp waren die Aghlabidenbecken, das sind Wasserreservoirs, die im 9. Jahrhundert von der Dynastie der Aghlabiden errichtet wurden. Das Wasser wurde ursprünglich durch ein ausgeklügeltes System aus Regenwasser und Zuflüssen gesammelt, welches über kleine Dämme und Kanäle lief. Später wurde die Wasserversorgung durch ein 40 Kilometer langes Aquädukt erweitert. Dieses transportierte das Wasser von den Cherichira-Quellen nach Kairouan. Auf einer Fläche von mehr als 11.000 Quadratmetern umfassen die Becken ein großes Speicherbecken, ein kleineres Absetzbecken und mehrere Zisternen, die zusammen bis zu 68.800 Kubikmeter Wasser fassen können.

Weiter ging es zur Grabanlage “Maqām Abī Zamʿa al-Balawī” im der der Lokalheilige Kairouans, Abū Zamʿa al-Balawī, ein Gefährte des Propheten Mohammed, verehrt wird. Der Legende nach soll er drei Barthaare des Propheten bei sich getragen haben, daher auch die Bezeichnung der Anlage als „Barbiermoschee“.

Das Grab (maqām) seht ihr im Bild oben (Er ist im Jahr 654-655 bei einer Schlacht gefallen wird also um diese Zeit hier begraben worden sein), auf der rechten Seite - Links unten sieht man eine Aufnahme der Madrasa, also einer Koranschule die im 17. Jahrhundert der Anlage hinzugefügt wurde. 

Ich persönlich fand die wunderschönen Vorräume mit den vielen Fliesen besonders beeindruckend, der Korridor den ihr oben im Bild seht, ist im sogenannten türkischen Stil erbaut worden.

Der Ort an den ich mich noch von meinem Besuch vor ca. 25 Jahren erinnern konnte ist die die große Moschee von Kairouan. 

Nach der arabischen Eroberung von Karthago (697–698) und der Vertreibung der Berber aus der Region ließ der Feldherr Hassān ibn an-Nuʿmān die Moschee mit Materialen aus Karthago aufbauen. Ursprünglich hatte die Moschee übrigens kein Minarett.

Das massive, zweimal erweiterte, jetzt dreistöckige Minarett steht gegenüber dem Betsaal an der Nordwand des Moscheehofes und erinnert eher an einen Wehrturm mit Schießscharten. Wahrscheinlich war das auch die ursprüngliche Nutzung.

Die Moschee gilt als die erste Moschee in der islamischen Eroberungszeit Nordafrikas und rangiert in ihrer Bedeutung gleich nach Mekka, Medina und Jerusalem. Kairouan gilt als „die vierte (Stadt) nach den drei (Städten)“

Die große Halle wird übrigens von 414 antiken Säulen getragen und ist in 17 Schiffe unterteilt.

An der nordwestlichen Stadtmauer, hinter dem Minarett der Hauptmoschee, konnten wir uns einen Friedhof ansehen. Den der Sippe der Awlād Farḥān, viele Sippenmitglieder leben heute in Sīdī Bū Zīd und in anderen Regionen Tunesiens, bestatten aber ihre Verstorbenen auf diesem Friedhof an der Stadtmauer.

Zum Mittagessen gab es Brik - das sind gefüllte Teigtaschen. Ein weicher Weizen-Teig wird sehr dünn ausgerollt und dann entweder als Fladen auf einem heißen Stein oder einem Blech ausgebacken oder mit Füllung zu einem Dreieck oder Halbkreis geformt und dann frittiert. Wer einmal in Tunesien ist sollte das unbedingt probieren.

Danach ging es in die Medina, die Altstadt. Der nicht so hektische Teil (also nicht der Markt) ist sehr pittoresk und gehört inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe. 

Ich mag ja verwinkelte Gässchen und alte Türen, weiß und blau überwiegt hier in der Farbpalette. Immer wieder findet man Moscheen oder Handwerksbetriebe.

An jeder Ecke gibt es Fotomotive - und tausende Katzen. Ich mag das, im Marktbereich geht es dann aber sehr hektisch zu, und man muss ständig Angst haben von einem Moped überfahren zu werden.

In der Altstadt findet sich auch ein heiliger Brunnen, der Bir Barouta. Angeblich ist der Brunnen mit Mekka verbunden, auf jeden Fall dreht ein Dromedar im ersten Stock eines Gebäudes den ganzen Tag seine Kreise und befördert so das Wasser nach oben.

Hier noch zum Abschluss eine Video davon: