Heute hat der Tag perfekt begonnen, und zwar mit diesem wunderschönen Sonnenaufgang über der Festung von Carcassonne.
Ich wollte hier immer schon her. Erstens ist eine mittelalterliche Festungsstadt, zweitens der Namensgeber eines meiner Lieblingsspiele. Und dieses Spiel und all seine Erweiterungen kann man hier auch kaufen (brauche ich natürlich nicht, weil ich sie habe) - aber ich gebe zu das ich hier einiges gekauft habe - obwohl ich doch diesmal standhaft bleiben wollte.
In der Antike hieß der Ort Carcaso und gehörte zur Provinz Gallia Narbonensis (Das Tor unten heißt auch noch Porte Narbonnaise). Caesar ließ hier einen Waffenplatz und Kriegsmagazine errichten und so wurde der Ort zur Colonia Iulia Carcaso. Danach waren die Westgoten hier und die verloren das Gebiet 725 an die Sarazenen. Das war aber nur von kurzer Dauer und 759 gehörte hier alles zum Frankenreich.
Die Besitzverhältnisse wechselten auch danach noch ein paar mal. Im Mittelalter lebten 3.000–4.000 Menschen in Carcassonne, das Anfang des 13. Jahrhunderts zu den Hauptstützpunkten der Katharer gehörte. Wer über deren Schicksal mehr erfahren will sollte sich den Beitrag von gestern durchlesen.
Die Stadt kapitulierte bei der Belagerung und die meisten Einwohner flohen - von den 500 verbliebenen wurden 400 verbrannt. Heute ist die mittelalterliche Festungsanlage ist von ihrer Größe und ihrem Erhaltungszustand her einzigartig in Europa. Die Cité wird von einem doppelten Mauerring umschlossen und die beiden Hauptgebäude im Innern sind eine Burg (Château comtal) und eine Kirche (Basilique Saint-Nazaire).
Wie immer gibt es auch hier eine Legende der Namensgebung (ich sage gleich das kann nicht stimmen, war der Name doch vor der Dame da): Die Dame Carcas war die Frau des Balaak, dem muslimischen Herrscher von Carcassonne, der in der Schlacht gegen Karl den Großen getötet wird. Nach seinem Tod hat sie die Verteidigung der Stadt gegen das fränkische Heer in die Hand genommen und es zurückgeschlagen. Dabei wandte sie die folgende List an: Sie fertigte Männer aus Stroh an, von denen jeder eine Armbrust hielt, und die sie in jedem Turm der Verteidigungsmauer aufstellte. Sie ging um die Mauer herum, löste die Armbrüste aus und machte die Belagerer glauben, dass sie von den Strohmännern beschossen würden. Die von den Franken geführte Belagerung zieht sich hin und dauert bereits fünf Jahre an. Zu Beginn des sechsten Jahres werden Nahrung und Wasser immer knapper und die meisten Soldaten der Stadt sterben. Die Dame Carcas soll dann auf eine weitere List verfallen sein: Sie macht eine Bestandsaufnahme der verbliebenen Vorräte und weil ein Teil der Bewohner der Stadt Muslime sind, findet sich noch ein Schwein und auch ein Sack Weizen. Sie mästete das Schwein mit dem Weizen und wirft es dann vom höchsten Turm der Stadt am Fuße der äußeren Stadtmauer. Die Franken glauben, die Stadt sei immer noch so gut ausgerüstet, dass sie leichtfertig ein mit Weizen gefüttertes Schwein vergeuden können, heben die Belagerung auf. Als sie die Ebene vor der Stadt verlassen, lässt Dame Carcas alle Hörner blasen: Carcas sonne! Mit dem dadurch zurückgerufenen Karl dem Großen schließt sie Frieden und schwört ihm die Treue.
Jetzt weiß ich also auch warum im Spiel Carcassonne ein Schwein vorkommt. (ich musste mir daraufhin auch gleich ein Plüschschwein kaufen). Leider waren wir viel zu kurz hier, und das Schloss hatte noch geschlossen - ich hätte es gerne besucht, also muss ich wohl wiederkommen!
Unsere Mittagspause hatten wir im kleinen aber feinen Mirepoix. Die malerische Altstadt ist von einer Stadtmauer umgeben in deren Zentrum meist zweigeschossige, mittelalterliche Fachwerkhäuser auf hölzernen Arkaden (couverts) um einen ausgedehnten Platz mit Brunnen stehen.
Im Jahr 1289 gab eine große Überschwemmung und die Stadt wurde an einer sicheren Stelle neu aufgebaut. Und zwar als Bastide: Ein streng rechtwinkliges Straßenraster mit einem zentralen Marktplatz, der von Häusern mit Arkadengängen gesäumt wird.
Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Toulouse. Ich sage es gleich: In bin kein Fan. Vielleicht liegt es daran das die Orte bis jetzt wirklich einen fast romantischen Mittelalterlichen Charakter hatten. Vielleicht an den Menschenmassen die sich durch die Stadt schieben. Ich kann es nur schwer benennen.
Toulouse war schon unter dem Namen Tolose eine wichtige gallische Stadt, die sich damals acht Kilometer südlich befand. Ab 106 v. Chr. wurde es eine wichtige Stadt des Römischen Reichs und Tolosa genannt. Es war die Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonensis zwischen Mittelmeer und Atlantik und hatte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner. Etwa im Jahr 8 v. Chr. wurden die Einwohner, vermutlich auf römischen Befehl, an die Stelle der heutigen Stadtmitte umgesiedelt.
Zur Zeit der Renaissance zählte Toulouse zu den reichsten Städten Frankreichs. Färberwaid oder Pastel (Isatis tinctoria), eine Pflanze, die damals den einzigen beständigen blauen Farbstoff lieferte, gedieh auf den kalkhaltigen Böden des südöstlich der Stadt gelegenen Lauragais besonders gut und machte die hiesigen Kaufleute reich.
Wir waren in einigen Kirchen, alle haben irgendwie etwas besonderes, auch wenn ich keine richtig schön fand. Am Besten hat mir noch das Jakobinerkonvent gefallen, mit seinen 22 m hohen Palmettenpfeiler. Siehe oben und unten links.
Ich freue mich schon auf Morgen - da geht es wieder raus aus den Trouble und auf in die Pyrenäen. Also mehr Natur als Kultur! Ich könnte einen Tag ohne Kirche gut vertragen, allerdings geht es nach Lourdes, ich glaube, dass wird nichts mit einem Kirchenfreien Tag.