Heute waren wir im alten Karthago. Wie so oft gibt es auch hier einen Gründungsmythos: Elissa, eine Prinzessin aus Tyros musste aus ihrem Land fliehen weil Ihr Bruder ihr den Thron streitig machte. Sie gelange an die Küste des heutigen Tunis. Der ortsansässige König der Gaetuler namens Iarbas versprach ihr so viel Land, wie sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Elissa schnitt daraufhin die Tierhaut in dünne Streifen, legte sie aneinander um den Hügel Byrsa herum und konnte somit ein großes Stück Land markieren, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung hat sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren und den Avancen des hiesigen Königs zu entkommen.
Tatsächlich wurde die Stadt Karthago wohl im späten 9. oder in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. von phoinikischen Siedlern aus Tyros gegründet. Der antike Geschichtsschreiber Dionysios von Halikarnassos datiert die Gründung auf das 38. Jahr vor der ersten Olympiade 776 v. Chr., also auf das Jahr 814 v. Chr. Die ältesten archäologischen Funde lassen sich allerdings erst auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. datieren.
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Mich interessiert ja immer die Götterwelt der Orte die ich besuche: Anfangs wurden in Karthago, wie im phönizischen Mutterland üblich, Astarte und Melkart als Hauptgötter verehrt. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. entwickelten sich Tanit und Baal-Hammon zu den Hauptgöttern Karthagos.
Es gibt in Karthago auch einen Tofet, das sind Orte an dem Kinderopfer durchgeführt worden sein sollen. Daran glaubt man heute in der Forschung nicht mehr, wahrscheinlicher ist, dass man tot geborene und sehr früh verstorbene Kinder verbrannte.
Nachdem wir die Thermen, das Theater und den punischen Hafen besucht hatten, ging es weiter nach Sidi Bou Saïd.
Das Dorf war früher der Religion geweiht. Hier lebten Marabouts, religiöse Einsiedler. Der Name ist eine Abkürzung des Namens eines Heiligen namens Abou Said ibn Khalef ibn Yahia Ettamini el Beji, der hier ab 1207 gelebt hat.
Im 16. Jahrhundert ließen sich hier wie im ganzen Norden Tunesiens Mauren nieder, deren Architektur das Dorf bis heute prägt. Aufgrund der Farben hat der Ort zahlreiche Künstler angezogen. Er ist ja wirklich sehr pittoresk, wenn auch total überlaufen - und die “Hauptstraße” ist von Souvenirläden gesäumt.
Ich war in einem Haus das zum Museum umgebaut wurde - das war toll, und jeder der hierher kommt sollte das Haus besuchen. Die nächsten 3 Bilder sind alle dort entstanden.
Es ist die ehemalige Sommerresidenz der Familie Annabi im alten traditionellen Stil aus dem 18. Jahrhundert und liegt im Herzen von Sidi Bou Saïd. Fünf Generationen lebten hier, bis es von Mohammed Annabi und dessen Sohn Taib als Museum umfunktioniert wurde.
Man sieht wie ein traditionelles, privates Haus dieser Gegend gestaltet ist: von der privaten Bibliothek, einem Gebetsraum und Wohnräumen bis hin zum andalusischen Garten und der Terrasse mit sagenhaftem 360°-Blick über die Bucht von Tunis.
Und weil ich ja gerne Türen fotografiere, auch in Sidi Bou Saïd gibt es wunderschöne! Hier ein kleine Auswahl:
Der letzte Besichtigungspunkt dieser Reise war das Nationalmuseum von Bardo. Es ist vorwiegend in den weitläufigen Räumlichkeiten des ehemaligen Harems des Bardo-Palastes untergebracht und wurde während der französischen Protektoratszeit am 7. Mai 1888 eröffnet.
Die Sammlung von Mosaiken ist wirklich beeindruckend - in Summe sind es ca. 1000 Mosaike in unterschiedlichen Größen.
Und somit wieder geht eine wunderschöne Reise zu Ende, noch heute Nacht geht es zum Flughafen und zurück nach Wien. Kann ich sie empfehlen: Auf jeden Fall!